Bierdosen zieren einen Punkgarten.

Illustration: Dennis Eriksson

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Foto: ap/calabrese

Der Gartler überlegt, einen Subkulturgarten anzulegen. Themengärten gingen ja jetzt wieder, nicht unähnlich Partys mit Motto. Den einen verhasst, von den anderen geliebt – dazwischen gibt es nichts. So ist das auch bei den Themengärten. Sogar die Stadt Wien leistet sich einen: den Japanischen Garten in Wien neunzehn.

Der subkulturaffine Gartler überlegt, einen Punk-Garten anzulegen. Dazu würde er in aufgeschnittene Bierdosen günstigster Provenienz ein paar Unkräuter gedeihen lassen. Die Bierdosen würden natürlich so drapiert, als hätte er, der Gartler, sie, die Dosen, nach deren Konsum einfach wütend in den Garten geworfen. Des Weiteren würde der Gartler Beetgrenzen einfach nicht anerkennen und sein hierarchiefreies Gesellschaftsbild bei der Planung der Rabatten miteinbeziehen.

Mäßig sexy

Düngen, Gießen und Schneiden fallen in einem Punk-Garten weg, ein paar Pflanzen werden mit Sicherheitsnadeln und Nieten verziehrt. Mäßig sexy, denkt sich der Gartler und wendet sich gedanklich dem Garten der Mods zu.

Hier regierte blasierte Langeweile. Ein paar aus London importierte Pflanzen, wahrscheinlich Wilde Rosen und englischer Rasen, würden das Bild bestimmen, im Winter würde der Gartler die Rosen mit einem Parka vor den frostigen Winden schützen. Na ja, auch nicht wirklich überzeugend, lustiger wäre da schon ein Hippie-Garten, mutmaßt der Gartler: ein Wald aus Hanfpflanzen, durchsetzt von Stechapfelhainen und Schwammerlbeeten. Eile und Hast wären Geschichte, Geschnacksel und Tiersex alltäglich. Ob das die Nachbarin animierte?

Hippe Schleichkatze

Dann vielleicht doch einen Hipster-Garten – der müsste doch überzeugen. Er würde sich selbst einen Bart stehen lassen, das Auto gegen ein Fixie eintauschen und den Garten wider jeden Mainstream gestalten. Statt Kohlmeisen zu füttern, würde er eine Schleichkatze halten, diese mit Bio-Kaffeebohnen aus fairem Direkthandel ernähren, aus dem Kot aber nicht Kaffee machen, sondern in den Faeces-Resten Grün- und Schwarzkohl anbauen.

Seinen Garten betrachtet der Hipster als Start-up, er entwirft diesen am Mac in einem Gastgarten in Wien-Neubau, schlürft dazu einen Flat White und überlegt, sich eine Lonicera am Unterarm tätowieren zu lassen. Dabei stößt er jedoch auf ein Problem: Womöglich wäre sein Garten, wenn er irgendwann erblühte, cool – und eines sind Hipster ganz bestimmt nie: nämlich cool. Das haben sie alles bereits hinter sich. Also wird's auch nix mit einem Hipster-Themengarten.

Letztendlich erkennt der Gartler, dass die Gartler selbst eine Subkultur darstellen, mit subtilen Erkennungszeichen, definiertem Lifestyle und Narzissenzwiebeln zwischen den Forsythienbüschen. Es scheint, er hat sich gefunden. (Gregor Fauma, RONDO, 2212.2015)