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Die Franzosen sind zur Wahl aufgerufen.

Foto: REUTERS/Pascal Rossignol

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FN-Parteichefin Marine Le Pen gibt eine Pressekonferenz in Lille.

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Paris – Vor kurzem noch Schmuddelpartei, heute bedeutendste Landespartei: Der rechtspopulistische Front National (FN) hat am Sonntag seinen Status als stimmenstärkste Politformation Frankreichs auf beeindruckende Weise bestätigt. Nach ersten Hochrechnungen erzielte die Partei von Marine Le Pen landesweit mit 28 Prozent der Stimmen. Die konservativen Republikaner von Nicolas Sarkozy kamen demnach auf etwa 26,9 Prozent. Abgeschlagen landen die Sozialisten mit 23,3 Prozent auf dem dritten Platz.

"Herrlicher Sieg"

Marine Le Pen zeigte sich am Wahlabend als Einzige mit einem strahlenden Lächeln. Sie sprach von einem "herrlichen Sieg", den sie aber mit "Bescheidenheit, Ernst und tiefem Verantwortungssinn" aufnehme. Diese staatsmännischen Worten waren nicht nur auf die Terroranschläge von Paris gemünzt, sondern auf die Präsidentschaftswahl 2017, bei der sie neben Sarkozy und Präsident François Hollande antreten dürfte.

Le Pen erzielte in Nordfrankreich, wo sie selber für den Vorsitz der Region Nord-Pas de Calais-Picardie kandidierte, ein Spitzenergebnis von rund 41 Prozent, ebenso ihre Nichte Marion Marechal-Le Pen in Provence-Alpes-Cote d'Azur im Südosten. Marine Le Pen werden gute Chancen eingeräumt, im zweiten Wahlgang gegen den konservativen und den sozialistischen Kandidaten – die beiden kamen auf 25 und 18 Prozent der Stimmen – den Vorsitz zu erobern. Auch in der Großregion Elsass-Lothringen-Champagne-Ardenne erreichte die Partei von Marine Le Pen mit 36,6 Prozent das beste Ergebnis.

Zusammen gegen FN

Allerdings machten Hollandes Sozialisten bereits in beiden Regionen den Weg frei für einen Kampf gegen den Front National. Parteichef Jean-Christophe Cambadelis will dort die Listen seiner Partei für den zweiten Wahlgang zurückziehen. Sarkozy erklärte allerdings bereits am Abend, es werde keine "taktischen Allianzen" mit den Sozialisten geben. Deren Spitze sollte in der Nacht zu Beratungen über das weitere Vorgehen zusammenkommen.

Für die anderen Regionen appellierte Sozialistenchef Cambadelis an die Einheit der Linken. Zusammen mit Grünen und Linksradikalen liegt die Linke nach Rechnung der Sozialisten landesweit voran. Die beiden kleinen Parteien kamen zusammen auf rund zehn Prozent.

Undenkbar

Ein solches Abschneiden der Front National wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen. Bei der letzten Regionalwahl waren die Frontisten 2010 nur auf 11,4 Prozent der Stimmen gekommen; die Sozialisten eroberten damals mit 29 Prozent sämtliche Regionen bis auf eine, das Elsass. Bei den letzten Kommunal-, Departements- und Europawahlen hatte der Front National allerdings bereits sehr starke Resultate erzielt. Er profitiert von der Wirtschaftskrise mit einer Rekordarbeitslosigkeit und seit den Terroranschlägen dieses Jahres auch von der großen Verunsicherung in Frankreich.

Sozialisten hielten Schaden in Grenzen

Den Sozialisten gelang es immerhin, den Schaden in Grenzen zu halten und in einem geringen Masse auch von der wiedergewonnenen Popularität ihres Präsidenten Hollande zu profitieren. Sie könnten im zweiten Wahlgang einzelne Regionen wie die Bretagne und Auvergne-Rhône-Alpes (mit der Metropole Lyon) behalten. Heftig umkämpft ist die politische und wirtschaftliche Metropole Paris, wo sich Republikaner und Sozialisten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

Abgesehen davon dürften die Konservativen bei der Stichwahl in einer Woche die Mehrheit der 13 französischen Regionen für sich gewinnen. Prognosen sind allerdings fast unmöglich, da sich Sozialisten, Republikaner und Frontisten in den meisten Fällen eine Dreieckswahl liefern könnten. (Stefan Brändle, red, 7.12.2015)