Kairo/Berlin – Kurz nachdem die Direktorin des Ägyptischen Museums in Berlin, Friederike Seyfried, die Hoffnungen auf eine mögliche Entdeckung des Nofretete-Grabs gebremst hat, steigt ein Kollege von ihr wieder sanft aufs Gaspedal: Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hält eine wertvolle Entdeckung hinter den Wänden des Grabes von Pharao Tutanchamun in Ägypten für möglich. "Wenn es sich um eine Grabkammer handelt, ist es gar keine Frage, dass sie reich ausgestattet ist", sagte Parzinger.

Der Archäologe Nicholas Reeves hatte zuletzt mit einem Aufsatz für Aufsehen gesorgt, in dem er auf mögliche Räume hinter zwei Wänden der 1922 entdeckten Grabkammer des Kindkönigs Tutanchamun (um 1330 vor unserer Zeitrechnung) im Tal der Könige nahe Luxor hinwies. Erste Erkenntnisse von Messungen könnten als Hinweise gewertet werden, dass Reeves' Annahmen zutreffen.

Der britische Wissenschafter vermutete in einem der Hohlräume sogar das Grab der Pharaonengattin Nofretete, was einen wahren Medienhype auslöste. Nofretete war Tutanchamuns Stiefmutter und – in Reeves Theorie – gleichzeitig seine Vorgängerin als Pharaonin. Dies hält Parzinger allerdings für "pure Spekulation". "Wenn es eine Grabkammer ist, sehe ich es nicht als erwiesen, dass es sich um Nofretete handelt." Dennoch würde seiner Ansicht nach jedes Grab, das ungestört aufgefunden wird, die Forschung enorm voranbringen. (APA, red, 4. 12. 2015)