Wien – Die Tortendiagramme haben im Museum Einzug gehalten. Als am Donnerstag im Leopold-Museum Neodirektor Hans Peter Wipplinger seine Pläne für 2016 vorstellte, konnte man dort ablesen: Die halbe Torte an Aktivitäten widmet man der "Kernkompetenz": also im Wesentlichen "Wien um 1900" und Egon Schiele, dessen Dominanz im Haus nun in der Neupräsentation (seit September) "noch bedeutender, noch prominenter" inszeniert wurde.

Wipplinger, der bereits als Leiter der Kunsthalle Krems moderne und Gegenwartskunst in einem Haus verschränkt hat, will das auch an seiner neuen Wirkungsstätte tun, will die Sammlung Leopold "nicht nur verwalten, sondern neu kontextualisieren". Und auch Elisabeth Leopold ist happy: "Ich bin ganz, ganz glücklich über den Wipplinger".

Wipplingers langfristige Strategien für das jährlich rund 350.000 Besucher (davon 87 Prozent Touristen) zählende Haus lautet "Allianzen bilden, Kollaborateure einbinden". Kurz: Netzwerke – insbesondere internationale – knüpfen, Mäzene und Sponsoren finden und so weiter. Ab 2017 zählen auf alle Fälle die Wiener Festwochen, das Impulstanz-Festival und die Viennale zu den Programmpartnern des Museums.

Mitleid mit Bildern

Als "größte Herausforderung" führt die kaufmännische Direktorin Gabriele Langer "die Sicherstellung der finanziellen Rahmenbedingungen" an. 60 Prozent des Acht-Millionen-Euro-Gesamtbudgets seien eigenfinanziert. Denn zusätzliches Geld braucht man etwa für notwendige Gemälderestaurierungen: Bilder, von denen man viele noch nie gesehen hat, "weil ihr Zustand es nicht erlaubt", zeigt man nun allerdings doch: In der Schau Verborgene Schätze (ab 29. 1.) soll ihr mitleiderregende Zustand dabei helfen, Patenschaften zu generieren.

Eine Retrospektive zum Werk "eines der bedeutendsten und wichtigsten Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts" Wilhelm Lehmbruck (ab 8. 4.) wird mit einer Personale zum skulpturalen Werk von Berlinde de Bruyckere zeitgenössisch begleitet. Darüberhinaus kuratiert Marianne-Hussl Hörmann, langjährige Mitarbeiterin des Auktionshauses Im Kinsky, die erste umfassende Einzelausstellung zum Werk ihres Ururonkels, des Impressionisten Theodor von Hörmann (ab 29. 4.).

Und Erwin Melchardt, Experte für das Dorotheum, gestaltet die Schau zur Stammeskunst aus der Sammlung Leopold Fremde Götter (ab 23. 9.). Für den Kontext der Moderne, also Arbeiten von Südseeträumer Paul Gauguin oder Maskenfreund Pablo Picasso, sorgt Co-Kurator Ivan Ristic, bevor das Ausstellungsjahr die Gegenwartsgruppenschau Poetiken des Materials (ab 21. 10.) das Jahr abschließt. (Anne Katrin Feßler, 3.12.2015)