Spar stellt den Verkauf von Halal-Fleisch nach zahlreichen fremdenfeindlichen Postings ein.

Foto: Standard/von Usslar

Die Supermarktkette Spar beendet ab sofort den Verkauf von Halal-Fleisch. In Wiener Filialen war dieses testweise zum Verkauf angeboten worden. Zahlreiche Kunden hatten sich daraufhin über Facebook und Twitter beschwert. Dabei wurde vor allem mit Tierschutz argumentiert, obwohl die bei Spar benutzten Produkte immer von vor der Schlachtung betäubten Tieren stammten. Das Verfahren der Schächtung ohne Betäubung kam laut Spar nicht zum Einsatz.

"Halal" ist Fleisch für Muslime dann, wenn es kein Blut mehr enthält. Vor der Schlachtung soll außerdem ein Gebet gesprochen werden. Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGIÖ) erachtet in Österreich auch Schlachten mit vorangehender Betäubung als halal, so die Organisation gegenüber "Biber".

Spar ist "traurig und schockiert"

Die Debatte über Halal-Fleisch bei Spar hatte sehr schnell einen fremdenfeindlichen Unterton erhalten. Spar schreibt selbst von "unbegründeten (!) Vorwürfen", der Lebensmittelhändler zeigt sich "traurig und schockiert über den Tonfall der Diskussion".

Trotzdem kapituliert Spar vor der Debatte und "zieht Konsequenzen". Fremdenfeinde hatten zuvor bereits gegen die Drogeriekette DM mobilgemacht, weil dort Hilfspakete für Flüchtlinge gekauft werden konnten. Auch Spar hatte nach der Trennung von einer Mitarbeiterin, die Hasspostings verfasst hatte, bereits einige Empörung abbekommen.

Merkur: Schon 2013 Shitstorm

Die Rewe-Gruppe (unter anderen Billa, Merkur, Penny) musste schon im August 2013 einen Shitstorm für ihr Halal-Angebot einstecken. Der Konzern reagierte allerdings anders als Spar: Merkur verurteilte öffentlich "rassistische" Kommentare, das Halal-Angebot wurde beibehalten – und das wird laut einer Sprecherin auch so bleiben. "Wir erleben immer wieder Kritik", so Merkur.

Auf Facebook und Twitter regt sich nun einige Empörung über das Einknicken von Spar. So will der Regisseur und Schriftsteller David Schalko ab sofort Spar boykottieren. "Wenn sich Spar von Nazis unter Druck setzen lässt, dann wird es wohl Zeit für den Gegendruck", schreibt Schalko. "Wehret den Anfängen." (fsc, red, 3.12.2015)