Wien – Am 9. Dezember startet die Elektronische Gesundheitsakte (Elga) in steirischen Landeskrankenhäusern, Ordensspitälern und geriatrischen Zentren sowie in Wien in fünf Abteilungen des Krankenhauses Hietzing. Österreich nehme damit eine Vorreiterrolle in Europa ein, sagte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) am Mittwochabend bei einem Pressegespräch. Elga bringe Zeitersparnis und Überblick und werde Mehrfachuntersuchungen verhindern. Auch bei der Anwenderfreundlichkeit habe man noch einige Verbesserungen eingearbeitet.

Die Ärztekammer steht Elga skeptisch gegenüber und äußerte oft die Befürchtung, dass sie für Ärzte Mehraufwand bedeuten könnte. Harald Mayer, Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte, zeigte sich zuletzt "hoffend, aber abwartend, was die Realität bringt".

Ein Screenshot der Elga-Portals wie es ab nächster Woche aussehen soll (hier noch im Testmodus).
Screenshot: Elga GmbH

"Null Mehraufwand für Ärzte"

Elga-Gmbh-Geschäftsführerin Susanne Herbek sagte dazu: "Ein Entlassungsbrief zum Beispiel muss heute schon geschrieben werden. Bei Elga wird dieser dann sichtbar – mit null Mehraufwand für die Ärzte." Gesetzt den Fall, dass man sich nicht von Elga abgemeldet hat. Bisher haben das rund 223.000 Personen getan. Außerdem können Nutzer Befunde sperren oder löschen. Bereits vorhandene Befunde werden nicht nachträglich in das System eingespeist. Über jeden Zugriff auf die Daten wird genau Protokoll geführt.

Sicherheit "höchste Priorität"

Datensicherheit habe bei dem Projekt "höchste Priorität", sagt der zuständige stellvertretende Generaldirektor im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Volker Schörghofer. Extra dafür beauftragte Hacker hätten Elga getestet – und der Test sei erfolgreich verlaufen. Schörghofer zeigt sich "zuversichtlich, dass das ein guter Start wird".

So sieht es auch der steirische Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP): "Aus steirischer Sicht ist wirklich alles gut im Fluss", man brenne auf den Start. In der Steiermark werden mehr als 90 Prozent des stationären Bereichs vom Start weg damit arbeiten. Drexler meint, dass sämtliche Vorbehalte – wie es sie auch bei der E-Card gab – im Nachhinein "bizarr" erscheinen werden.

Wiener AKH beginnt im Mai mit Elga

Michael Binder, Leiter des Health-Care-Managements im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV), verweist ebenfalls auf den Patientennutzen, schließlich seien die Befunde immer vorhanden, "egal wie schlampig man ist". Von den drei Systempartnern Bund, Länder und Sozialversicherung seien an gemeinsamen Kosten zweimal 30 Millionen Euro bis Jahresende 2016 budgetiert – und man sei im Plan, hieß es vom Hauptverband.

In Wien sollen nach den Abteilungen im Krankenhaus Hietzing Anfang 2016 weitere Spitäler des KAV folgen. Im Mai ist dann auch das Allgemeine Krankenhaus an der Reihe. Niederösterreich und Kärnten treffen derzeit laut Herbek ebenfalls Vorbereitungen. Weitere Bundesländer sollen in der zweiten Jahreshälfte 2016 beginnen. Die Ärzte im niedergelassenen Bereich arbeiten ab Mitte 2016 freiwillig und ab Mitte 2017 verpflichtend mit Elga. Ende 2017 soll, schätzt Schörghofer, der Roll-out bei allen Spitälern und niedergelassenen Ärzten sowie im Bereich der E-Medikation durch sein.

Hausärzteverband warnt vor "Crashtest-Dummies"

Der Hausärzteverband erneuerte am Donnerstag seine dringende Empfehlung "Raus aus Elga". Österreicher würden zu "Crashtest-Dummies", ist die Hausärztevertretung überzeugt. (spri, 3.12.2015)