Eine stark magnetische Region, vermutlich heißes Plasma in einer Sternentstehungsregion oder im Überrest einer Supernova, hat die Strahlung des beobachteten Radioblitzes zirkular polarisiert, was Hinweise auf seinen Ursprung liefert.

Illu.: Jingchuan Yu, Beijing Planetarium

Vancouver/Wien – Der Einsatz immer leistungsfähigerer Technik liefert zwar laufend Antworten auf alte astronomische Fragen, eröffnet allerdings auch den Blick auf fortwährend neue kosmische Rätsel. Eines dieser mysteriösen Phänomene kennt man als Fast Radio Bursts (FRB).

Die Bezeichnung fasst mehr oder weniger zusammen, was man seit ihrer Entdeckung vor rund zehn Jahren über diese Ausbrüche herausgefunden hat: Es handelt sich um ferne Radioblitze, die in nur wenigen Millisekunden gewaltige Energiemengen freisetzen. Wo und wie sie entstehen, ist unklar. Gerade einmal 16 dieser Blitze konnten Astronomen bisher identifizieren. Um ihnen überhaupt auf die Spur zu kommen, mussten gewaltige Datenmengen analysiert werden.

Nun haben Forscher um Kiyoshi Masui von der kanadischen University of British Columbia einen weiteren Vertreter dieser seltenen Spezies entdeckt, und auch dafür war akribische Detektivarbeit nötig: Insgesamt über 40 Terabyte an Teleskopdaten haben die Astronomen mithilfe einer neuen Software durchforstet, ehe sie auf das charakteristische Signal stießen.

Zur Verblüffung der Wissenschafter unterscheidet sich der Radioblitz mit der Katalognummer FRB 110523 allerdings in wesentlichen Punkten von allen bisherigen Beobachtungen: "Versteckt in dem gewaltigen Datensatz haben wir einen Fast Radio Burst entdeckt, der offenbar eine Polarisation aufweist – etwas, das wir noch nie zuvor bei FRBs gesehen haben", sagt Masui.

Hinweis auf den Ursprung

Diese Veränderung der energetischen Schwingungsebene liefert nun erstmals konkrete Hinweise auf Ursprung und Entstehungshintergrund der ominösen Radioblitze. "Die Messungen zeigen, dass die Strahlung kurz nach dem Ausbruch eine dichte, hochmagnetische Region passiert hat", schreiben die Forscher im Fachjournal "Nature". Damit liegt die Quelle von FRB 110523 entweder in einer aktiven Molekülwolke, also einem Sternentstehungsgebiet, oder im Überrest einer kürzlich stattgefundenen Supernova.

Und noch eine wichtige Information konnte aus den Daten herausgekitzelt werden: Auf dem Weg zur Erde durchquerte der Radioblitz zwei Regionen mit ionisiertem Gas. Aus den Abständen der Gaswolken zueinander ergibt sich, dass der Ausbruch mindesten sechs Milliarden Lichtjahre entfernt passiert ist und sein Ursprung vermutlich im Inneren einer fernen Galaxie liegt.

Für Masui und seine Kollegen sind die Ergebnisse in jedem Fall richtungsweisend: "Zusammengenommen enthüllen diese Daten mehr über Fast Radio Bursts als alles, was wir jemals zuvor über diese mysteriösen Ereignisse herausfinden konnten." (tberg, 2.12.2015)