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Freunde: Olivia Cooke und Thomas Mann.


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Wien – Aus der Sicht eines Teenagers könnte der Vorschlag der Mutter kaum peinlicher ausfallen. Und eigentlich ist es auch kein Vorschlag, sondern ein Befehl, dessen schwacher Vater wiederum Mitgefühl heißt. Greg (Thomas Mann) muss wohl oder übel parieren, obgleich er von seinen sozialen Fähigkeiten nicht besonders viel hält – vor allem gegenüber Mädchen. Nun soll er die gleichaltrige Rachel (Olivia Cooke) besuchen und auf andere Gedanken bringen.

Der Hintergrund: Rachel ist an Leukämie erkrankt. Das Problem: Greg hat keine Ahnung, was man in einer solchen Situation tut. Die Überraschung: Aus den beiden werden in kurzer Zeit enge Freunde. Fehlt nur noch eine weitere Figur aus Alfonso Gomez-Rejons Me and Earl and the Dying Girl, (Ich und Earl und das Mädchen) einem der Erfolgsfilme des diesjährigen Sundance-Filmfestivals: Earl (R. J. Cyler), Gregs bester Kumpel, ein afroamerikanischer Nachbarsbub. Unbemerkt von der Außenwelt produzieren die beiden in ihrer Freizeit liebevolle Trash-Versionen von Filmen, die zum cinephilen Kanon gehören – Monorash, The 400 Bros, Ate 1/2, Rosemary Baby Carrots ... – und deren höherer Blödsinn Rachel große Freude bereitet.

Crashkurs von Widersprüchen

Das Erfolgsgeheimnis von Me and Earl and the Dying Girl, für den Jesse Andrews seinen Roman Me and Earl selber adaptiert hat, liegt genau in dieser Verschränkung eines Melodrams um ein todkrankes Mädchen mit der energiegeladenen Sensibilität eines Coming-of-Age-Movies. Aufbruch und Fade-out im Leben, wenn man so will, als Crashkurs von Widersprüchen. Wobei in der ersten Hälfte Komik ostentativ als Abwehr aller Arten von zu starken Gefühlen dient: Nur keine Todesromantik wie in Das Schicksal ist ein mieser Verräter aufkommen lassen! Nur keine viel zu nahe liegenden zwischenmenschlichen Schwärmereien!

Die Deutlichkeit, mit der Alfonso Gomez-Rejon sein Abrücken von Erzählkonventionen zum Ausdruck bringt, gerät manchmal zu penetrant. Auch das formale Kennzeichen von "Jugend" mit Filmschule-Mätzchen wie hypermobiler Kameraarbeit oder das Ausstreuen unzähliger Werner-Herzog-Zitate wirkt etwas vordergründig – dafür ist der gute Mann eigentlich schon zu alt.

Dass man dem Film dennoch gerne auf seinem Schlingerkurs durch getestete Freundschaften folgt, in denen sich auch der schwächere Teil einer Persönlichkeit zeigen darf, liegt nicht zuletzt an dem Darstellerensemble, das auch die kleineren Parts erinnerungswürdig gestaltet. Und dass der persönlichste Film im Film den Weg ins Abstrakte nehmen muss, ist dann sogar von schöner Konsequenz. (Dominik Kamalzadeh, 3.12.2015)