Das fünfte des Institute of Science and Technology (IST) Austria am Campus in Klosterneuburg wurde am Dienstag eröffnet.

Foto: IST Austria

Klosterneuburg – Das fünfte und bisher größte Gebäude des Institute of Science and Technology (IST) Austria am Campus in Klosterneuburg wurde am Dienstag eröffnet. 2009 gestartet, hat das Institut 500 Mitarbeiter und 51,7 Millionen Euro an Drittmittel eingeworben. Vertreter des Bundes, des Landes und des IST-Kuratoriums haben in einer gemeinsamen Erklärung nun erneut die Unabhängigkeit des Instituts bestätigt.

"Es ist wichtig, dass es keine Einflussnahme etwa auf die Forschungsrichtung des Instituts gibt", sagte IST-Präsident Thomas Henzinger im Vorfeld der Eröffnung vor Journalisten. Diese Unabhängigkeit sei im Laufe der Zeit "in den Hintergrund" getreten: "Es gibt immer wieder Zwischenrufe", begründete der IST-Chef die Notwendigkeit, die Autonomie des Instituts erneut hervorzuheben.

"Wir wollen Wissenschaft auf Weltklasseniveau betreiben, und das geht nur, wenn wir komplett frei sind bei der Wahl der Fachrichtungen, der Auswahl der Wissenschafter, unseren Karrierestrukturen", so der IST-Chef. Mit der Unabhängigkeits-Erklärung wolle man auch sicherstellen, was die Leistungsvereinbarungen, die das IST – unabhängig von der bis 2026 gesicherten Finanzierung – alle drei Jahre mit dem Wissenschaftsministerium abschließen muss, in Zukunft beinhalten können.

In der von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Landeshauptmann Erwin Pröll (beide ÖVP) und Kuratoriums-Vorsitzendem Claus Raidl unterzeichneten Erklärung werden die bereits 2009 fixierten Gründungsprinzipien des Instituts neuerlich bestätigt. Festgehalten wird darin auch, dass Bundes- und Landesregierung "das Institut in seiner weiteren Entwicklung begleiten und die dafür notwendigen Informationen erhalten". Zum "regelmäßigen Informationsaustausch und zur Sicherstellung eines gemeinsam getragenen Verständnisses des IST Austria" wird ein Gremium aus Vertretern des Kuratoriums, der Institutsleitung, des Ministeriums und des Landes eingesetzt.

Evaluierung: "Vorbildwirkung in Wissenschaftsmanagement"

Damit folgt man auch einer Empfehlung aus der im Auftrag des Wissenschaftsministeriums und des Landes NÖ durchgeführten Evaluierung der administrativen und finanziellen Gebarung des Instituts. Darin wurde u.a. Nachholbedarf bei der stärkeren Koordination aller beteiligten Institutionen festgestellt, heißt es in einer Aussendung des Wissenschaftsministeriums.

Henzinger zeigte sich über die Ergebnisse der Überprüfung "extrem glücklich", bescheinige sie doch dem IST "nicht nur Vorbildwirkung in der wissenschaftlichen Exzellenz, sondern auch im Wissenschaftsmanagement". Auch anderen konstruktiven Vorschlägen wie einer aktiveren Wissenschaftskommunikation wolle man nachkommen.

Im Auftrag des Kuratoriums beginnt in diesen Tagen die zweite der alle vier Jahre stattfindenden wissenschaftlichen Evaluationen. Ein Bericht wird für Anfang kommenden Jahres erwartet.

Das neue, vom Vorarlberger Architekturbüro Baumschlager-Eberle gestaltete Laborgebäude bietet auf rund 10.000 Quadratmetern und sechs Stockwerken Platz für bis zu 30 weitere Forschungsgruppen und rund 300 Wissenschafter. Ein Trakt wurde bereits von Forschern theoretischer Fächer, etwa Mathematikern, besiedelt. Mit dem Labortrakt im Neubau kann das Institut die Experimentalphysik etablieren, speziell Einrichtungen für Nanowissenschaften im Bereich Festkörperphysik mit Reinräumen, die Ende nächsten Jahres fertiggestellt werden sollen.

Die Ausweitung der Fachbereiche auf Chemie werde frühestens 2019 erfolgen, sobald das nächste Laborgebäude fertiggestellt ist, sagte der stellvertretende IST-Chef Michael Sixt. Baubeginn dafür ist 2016. Da soll auch ein neues Cafeteria-Gebäude am Campus eröffnet werden.

Aufholbedarf in der Physik

Derzeit sind 40 Professoren am IST unter Vertrag, 22 davon im Bereich Lebenswissenschaften, 13 in Informatik, Mathematik und theoretischen Fächern und fünf in Physik. Bei letztgenanntem Gebiet ortet Henzinger "den größten Aufholbedarf". Der Frauenanteil unter den Professoren liegt bei 20 Prozent.

Stolz ist man am IST, dass 20 der 40 Professoren eine Förderung ("Grant") des Europäischen Forschungsrats erhalten haben. Für eine Institution dieser Größe sei dies die "europaweit größte Dichte an ERC-Grant-Trägern", so Henzinger.

Derzeit werden rund 120 Doktoranden am IST ausgebildet, rund 20 Prozent davon sind Österreicher. Henzinger würde sich hier über "mehr Bewerber aus Österreich freuen". Weiters sind 120 Post-Docs am Institut beschäftigt.

Zu den mehr als 50 Mio. Euro im Wettbewerb eingeworbenen Drittmittel kommen noch Spenden in Höhe von rund 17 Mio. Euro. Das so eingeworbene Geld wird vom Bund verdoppelt – eine Regelung, die sich auch so manche Uni wünschen würde. Henzinger ist zufrieden mit der Lösung, die "Leistung fördert", verweist aber auch darauf, dass damit "ein Drittel der uns zur Verfügung gestellten Mittel erfolgsabhängig ist". (APA, 1.12.2015)