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Forscher untersuchten die Effekte, die ein ischämischer Schlaganfall auf die 608 Patienten hatte. Etwa die Hälfte der Patienten war bilingual, sprach also mindestens zwei Sprachen fließend.

Foto: dpa/Jens Büttner

Hyderabad – Bilinguale Menschen werden deutlich besser mit einem Schlaganfall fertig als Patienten, die nur eine Sprache fließend sprechen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von Neurologen und Psychologen an der Edinburgh Universität und am Nizam’s Institute of Medical Sciences im indischen Hyderabad durchgeführt wurde.

In Indien werden über 100 Sprachen verschiedener Sprachfamilien gesprochen. Die Mehrheit der Bevölkerung ist mit der "Landessprache" Hindi nicht vertraut. Deshalb zählt auch Englisch zur anerkannten Amtssprache. In Hyderabad, wo die Studie durchgeführt wurde, sprechen viele Menschen die Lokalsprache Telugu, aber auch Urdu, die Amtssprache im benachbarten Pakistan.

Sprachen als Gehirntraining

Für die Studie wurden Daten von 608 Patienten in Hyderabad ausgewertet, die einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatten. Das Ergebnis: 40 Prozent der Patienten, die mehr als eine Sprache sprechen, erlangten nach dem Hirninfarkt ihre normale geistige Leistungsfähigkeit wieder. Im Vergleich dazu waren es in monolingualen Gruppe nur 20 Prozent.

"Zweisprachigkeit zwingt die Menschen, häufig von einer Sprache in die andere zu wechseln. Sie müssen die eine Sprache unterdrücken und die andere aktivieren, um erfolgreich zu kommunizieren. Dieses Hin- und Herschalten bietet ein konstantes Gehirntraining, das wiederum bei der Erholung von einem Schlaganfall zuträglich sein könnte", sagt Thomas Bak von der Edinburgh School of Philosophy, Psychology and Language Sciences.

Keine Unterschiede bei "Sprachlosigkeit".

Die bilingualen Schlaganfall-Patienten erzielten darüber hinaus bessere Testergebnisse im Bereich Aufmerksamkeit und Gedächtnis.

Keine Unterschiede gab es allerdings bei jenen Patienten, die nach dem Schlaganfall an Aphasie litten, also gravierende Defizite mit ihrer Sprachfähigkeit hatten: Hier war die Verteilung 10,5 Prozent in der zumindest zweisprachigen Gruppe versus 11,8 Prozent in der monolingualen Gruppe. Aphasische Krankheitsbilder äußern sich durch kommunikative Probleme beim Sprechen, Verstehen, Schreiben oder Lesen. (red, 1.12.2015)