Das 2D-animierte Paar Berta und Solomon flüchtet mit einer Badewanne in ein vermeintlich gelobtes Land.

Foto: „Hollow Land“ (Tricky Women)

Gleich im doppelten Sinn "Klappe auf" hieß es am Donnerstag beim Trickfilmabend in der Brunnenpassage in Wien im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. In Kooperation mit dem Animationsfilmfestival "Tricky Women" wurden bei freiem Eintritt vier Kurzfilme gezeigt und diskutiert.

"Hollow Land", eine dänisch-französisch-kanadische Koproduktion, gibt in knapp 14 Minuten eindringliche, teils skurril anmutende Einblicke zum Thema Migrationserfahrung. Ein, in diesem Fall 2D-animiertes Paar, Berta und Solomon, flüchtet in einer Badewanne in ein vermeintlich gelobtes Land. Wie der Fliehende neben seiner hochschwangeren Frau besagte Badewanne durch die Wüste zerrt, geht ans Herz. Im Zentrum der Erzählung von Michelle und Uri Kranot steht aber die Frau, der in vielfacher Hinsicht Gewalt angetan wird – nicht zuletzt auch von ihrem Mann, der ihre Nähmaschine, das letzte, was ihr geblieben ist, in eine Badezimmerarmatur umbaut.

Panoptikum von Gefühlen

"Trade Victim", ein Dreiminüter von Vera Berzak, ist ein sehr abstrakter Kurzfilm über Frauenhandel. Die Protagonistin: Eine Bluse. Angelockt von einem Zeitungsinserat und Träumen von einem besseren Leben, packt sie sich selbst in einen Koffer. Ihre Reise endet anders als geplant: Wie es der Regisseurin gelingt, Missbrauch und Gewalt mit wenigen Gegenständen darzustellen, ist beeindruckend.

Noch beeindruckender die folgende Arbeit "Blue Red" von Daniela Krajĉová aus der Slowakei. Zwischen Rot und Blau changiert die gezeichnete Szenerie, in der eine erwachsene Tochter den greisen Vater pflegt. Überschreitet sie dabei die Linie zwischen Rot und Blau, kippt sie in Erinnerungen an eine Kindheit, in der ihr der jetzt schwache Vater Gewalt angetan hat. In 6,23 Minuten wird so ein ganzes Panoptikum von Gefühlen lebendig. Das Ende stimmt hoffnungsfroh: Die Frau hat Lehnstuhl und Stock vom Patriarchen übernommen.

Happy End

Den Abschluss bildete "Butoyi", ein Film von zwölf Mädchen aus Burundi in der Regie des Camera-etc.-Collectifs. Der namengebenden Protagonistin Butoyi bleibt der Zugang zu Bildung nach der Grundschule verwehrt, sie muss im Haushalt und am Feld helfen. Bei ihrer Tochter macht sie das anders. Auch hier also ein optimistisches Ende.

Im Anschluss an die Vorführungen reagierten Vlatka Frketi in einer Lecture Performance, Evelyn Probst und Bettina Haidinger in einem Kurzstatement, auf die Themen weibliche Migration, Frauenhandel und Care-Arbeit. Der Tenor ihrer Aussagen: Die Schwierigkeit bei Gewaltdarstellung sei es immer wieder, nicht in stereotype Bilder zu verfallen, die Frauen zu Objekten machten. Das ist mit diesen Kurzfilmen sicher gelungen. (Tanja Paar, 1.12.2015)