Schirnhofer ist pleite.

Foto: Schirnhofer

Wien/Graz – Schirnhofer hat die Zielpunkt-Pleite schlimmer erwischt als befürchtet. Am Dienstag meldete der steirische Fleisch- und Wursthersteller mit 269 Mitarbeitern und 276 Gläubigern ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung in Graz an. Das bedeutet, dass ein Masseverwalter die Geschäfte übernimmt.

Der Grund: Schirnhofer bietet nur eine Quote von 20 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren, auf die Verbindlichkeiten in Höhe von 29 Millionen Euro an, für die Eigenverwaltung wären 30 Prozent notwendig. Die Überschuldung beläuft sich auf 18,1 Millionen, geht aus dem Insolvenzantrag hervor, der dem STANDARD vorliegt.

Schirnhofer war lange Exklusivpartner von Zielpunkt und betrieb eigene Fleisch- und Wursttheken. Die wurden dann von Zielpunkt abgelöst, auch rund 800 Mitarbeiter wanderten vom Lieferanten zur Supermarktkette, die aber weiterhin Schirnhofer-Produkte im großen Ausmaß abnahm. Zielpunkt sei mit einem Umsatzanteil von 37 Prozent oder 23,7 Millionen Euro "mit Abstand größter Kunde", schreiben die Rechtsanwälte von Graf & Pitkowitz in ihrem Antrag.

Abverkauf

Schirnhofer hat aber nicht nur wegen Zielpunkt Schwierigkeiten: Seit einiger Zeit läuft eine Restrukturierung. Der 2011 aus der Geschäftsführung ausgeschiedene Eigentümer Karl Schirnhofer kam 2014 wieder in den Betrieb aus Kaindorf bei Hartberg zurück. Aibler Fleisch- und Wurstwaren und Wilhelm Blasko Convenience-Fertiggerichte sowie der Schlachthof wurden verkauft.

Mit der Zielpunkt-Schieflage wurde die Sanierung verschärft, am Samstag erfolgte die Anmeldung zur Kündigung von 70 Mitarbeitern beim AMS. Wie Zielpunkt zahlte auch Schirnhofer die Novembergehälter und das Weihnachtsgeld nicht mehr. Damit seien erhebliche Kosten verbunden, die von Schirnhofer nicht aufzubringen sind. Das Unternehmen ist somit zahlungsunfähig und überschuldet.

Bankenengagement

Als problematisch erwiesen sich die Turbulenzen um Zielpunkt auch für den Schirnhofer-Einkauf. "Bedeutende Lieferanten", heißt es im Antrag, hätten wegen der Verunsicherung ihre Versorgung eingestellt. Da das Unternehmen über kein größeres Fleischlager verfüge, drohte ein Betriebsstillstand, der wiederum zum "Delisting bei den wesentlichen Groß- und Einzelhändlern führen könnte".

Von Bankenseite sind die Steiermärkische Sparkasse mit Krediten von 4,7 Millionen, gefolgt von den Volksbanken (3,2 Millionen Euro) und der Bank Austria (1,3 Millionen Euro), am stärksten bei Schirnhofer engagiert. (Andreas Schnauder, 1.12.2015)