Die Jubelrufe und Hupkonzerte waren kurz nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou nicht zu überhören. Sie galten aber nicht nur Roch Marc Christian Kaboré (58), dem künftigen Präsidenten, der am Sonntag gleich im ersten Wahlgang mit 53,49 Prozent gewählt worden war. Vielmehr geht gerade ein Aufatmen durch den westafrikanischen Staat, sind doch sowohl die 27-jährige Herrschaft von Blaise Compaoré als auch die 13-monatige Übergangsphase tatsächlich beendet – und zwar durch eine friedliche und transparente Wahl. Zu dieser Einschätzung kommen verschiedene Beobachter.

Positiv vom Wahltag beeindruckt ist auch Halidou Ouédraogo, Präsident von Codel. Codel ist ein Zusammenschluss verschiedener nichtstaatlicher Organisationen, der mehr als 4000 Beobachter in die Wahllokale entsandt hatte. "Es ist so verlaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten", freut er sich. "Wir haben keine Wahlfälschungen oder Gewalt beobachten können. Es war eine friedliche Wahl." Erleichtert sei er außerdem, dass schon im Vorfeld viele der 14 Kandidaten – zwei Frauen und zwölf Männer – dazu aufgefordert hatten, das Ergebnis zu respektieren – egal, zu wessen Gunsten es ausfällt.

Alles Sieger

Das hat bei der Bekanntgabe in der Nacht zum Dienstag auch Barthélémy Kéré, Präsident der nationalen unabhängigen Wahlkommission (Ceni), gelobt: "Ich möchte allen Kandidaten gratulieren. Wegen ihrer Fairness und Toleranz sind sie alle Sieger." Besonders einer musste sich trotzdem als guter Verlierer präsentieren: Zéphirin Diabré, den alle Beobachter noch vor ein paar Tagen in der Stichwahl gesehen hatten. Letztlich holte er lediglich 29,65 Prozent der Stimmen. Als die Niederlage absehbar war, gratulierte er Kaboré zuerst per Twitter und kurze Zeit später auch persönlich. Andere Bewerber taten es ihm nach.

Auf Kaboré kommen nun gewaltige Aufgaben zu. Das Land – ohnehin eines der ärmsten der Region – stand 13 Monate lang wirtschaftlich still, weshalb jetzt nach der Wahl die Schaffung von Arbeitsplätzen zu den wichtigsten Zielen gehört. Auch eine Strategie im Umgang mit dem massiven Bevölkerungswachstum von jährlich mehr als drei Prozent gilt als dringend notwendig. Denn weder Schulen noch Krankenhäuser noch die Subsistenzlandwirtschaft sind darauf ausgerichtet. Doch auch bei der Strom- und Wasserversorgung kommt es zu massiven Schwierigkeiten, wobei Letztere nun sogar zum Grundrecht erklärt worden ist. Während der Transitionsphase wurde die Verfassung dementsprechend überarbeitet.

Genau diese Realitäten müsse sich der neue Präsident nun anschauen, fordert Rapper Smockey, derzeit Burkina Fasos bekanntester Künstler und Mitbegründer der Demokratiebewegung Balai Citoyen, die 2014 maßgeblich am Umsturz in Burkina Faso beteiligt war. "Er muss dicht an der Bevölkerung sein", fordert er, gesteht aber auch ein: "Der neue Präsident hat eine schwierige Mission zu erfüllen." Nach den Ereignissen des vergangenen Jahres würde das Land sowohl in Afrika als auch in Europa im Fokus der Beobachtung stehen. (Kathrin Gänsler aus Ouagadougou, 1.12.2015)