Die Ausstattung der Filialen, 45 Kfz und 29 geleaste Fahrzeuge, dazu noch ein Warenwert von 31 Millionen Euro, der allerdings großteils unter Eigentumsvorbehalt der Lieferanten steht: Allzu viel wird für die 500 Gläubiger nicht zu holen sein aus dem Zielpunkt-Konkurs, der am Montag beim Handelsgericht Wien angemeldet wurde.

Die 229 Geschäftslokale sind ohnehin nur gemietet. Somit überwiegen die Passiva der nach Konsum und Libro drittgrößten Handelspleite. Sie liegen mit 237 Millionen Euro deutlich über den Erwartungen.

Dabei sind es nicht Bankschulden, sondern Lieferantenverbindlichkeiten, Gehaltsforderungen und die Belastungen aus den langfristigen Mietverträgen, die auf Zielpunkt lasten. Und: Eigentümer Pfeiffer wird auf 33,9 Millionen Euro großteils sitzenbleiben, die er Zielpunkt geliehen hat.

Heikler Immobiliendeal

Der vom Gericht bestellte Masseverwalter Georg Freimüller wird seinen Fokus auf die Liquidation der Supermarktkette legen. Zielpunkt empfiehlt, den Geschäftsbetrieb "zumindest kurzfristig aufrechtzuerhalten", um eine bessere Verwertung der Filialen und damit den Erhalt von Arbeitsplätzen zu ermöglichen. Zudem wird der Verweser wohl die umstrittenen Transaktionen kurz vor der Pleite prüfen. Im Insolvenzantrag, der dem STANDARD vorliegt, werden die Vorgänge noch einmal aufgerollt – aus Sicht der Geschäftsführung. Vor allem der Kauf von knapp 70 Immobilien, in denen sich Filialen befinden, erst vor knapp einem Monat hat für viel Kritik gesorgt.

Pfeiffer versichert, die Geschäfte Ex-Zielpunkt-Eigner Tengelmann abgenommen zu haben, "um eine Reduktion der Mieten zu erreichen und somit den Bestand der Zielpunkt GmbH langfristig zu sichern". Die finanziellen Mittel habe man durch den Verkauf des C+C Großhandels losgeeist. Insgesamt werden die Mietkosten mit 1,865 Millionen Euro im Monat angegeben.

Lange auf Kurs

Zudem wird der Niedergang von Zielpunkt ausführlich beschrieben. Nach dem Einstieg vor drei Jahren sei man bei der Sanierung auf Kurs gewesen, auch wenn das Eigenkapital in der Ende Februar 2015 erstellten Bilanz mit 36,7 Millionen Euro stark negativ war. Doch dank Patronatserklärung und nachrangiger Kredite von Pfeiffer wurde eine positive Fortbestehensprognose und damit keine Überschuldung konstatiert.

Das änderte sich im heurigen Oktober, als Umsatzrückgänge einen Strich durch die Planrechnungen machten. Statt im Geschäftsjahr 2018/19 die Gewinnzone zu erreichen, wurden rote Zahlen bis einschließlich 2020/21 prognostiziert.

Zwei Investoren winkten ab

Dazu kam, dass zwei Investoren, die bereits konkrete Angebote gelegt hatten, nach Durchführung einer Due Diligence (umfassende Buchprüfung) "von einer Investition Abstand genommen haben", wie es im Konkursantrag heißt. Unter diesen Umständen "musste die Pfeiffer HandelsgmbH im Sinne einer sorgfältigen Geschäftsführung von einer weiteren Mittelzufuhr Abstand nehmen", beschreibt Zielpunkt die letzten Entwicklungen.

Für die 2700 bereits zur Kündigung angemeldeten Mitarbeiter ist dies harter Tobak. Sie wurden am Montag in Betriebsversammlungen über ihre Ansprüche informiert. Dabei fielen scharfe Worte. "Wir waren alle komplett geschockt. Das ist eine Sauerei jetzt vor Weihnachten", sagte Betriebsratschefin Snjezana Brajinovic laut Austria Presseagentur.

Für schallendes Gelächter unter den rund 350 anwesenden Beschäftigten bei der ersten Versammlung in Wien sorgte die Ankündigung der Betriebsrätin, dass ausgerechnet am Montag alle Mitarbeiter von Pfeiffer ein Weihnachtsgeschenk bekommen sollen. Dieses enthalte auch einen 10-Euro-Einkaufsgutschein. "Wir würden die Gutscheine gerne an den Eigentümer schicken mit einem netten Brief", so Brajinovic.

Mit Briefen hat es Pfeiffer nicht so. Nun wurde auch jenes Schreiben vom 4. November bekannt, in dem der Konzern den Mitarbeitern versichert: "Wir werden mit voller Kraft die Entwicklung von Zielpunkt fortsetzen." (as; 1.12.2015)