Damit da keine Missverständnisse entstehen: Das Kopftuch der Musliminnen in allen möglichen Varianten ist natürlich in vielen Fällen ein Zeichen für Rückständigkeit und ein mehr als seltsames Verständnis für die Rolle der Frau. Auch wenn es sicher nicht wenige Musliminnen freiwillig (und zunehmend als Statement) tragen.

Das mancherorts zu hörende Argument – "unsere Großmütter haben ja auch ..." – ist keines; denn erstens war das Tuch vor allem auf dem Land eher eine Arbeitskleidung, und zweitens waren es eben unsere Großmütter. Oder eher schon Urgroßmütter.

Trotzdem ist es eine typische Pseudopolitik, wenn die ÖVP jetzt das Kopftuch thematisieren und notfalls verbieten will. Der ehemalige ÖVP-Generalsekretär und nunmehrige Wiener ÖVP-Obmann Gernot Blümel: "Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass ein Kopftuch ein mögliches System der Unterdrückung von Frauen ist, dann sind die auch zu verbieten" (gekürzte Fassung).

Das ist der Weg in die Lächerlichkeit und/oder in schwere Auseinandersetzungen. Wenn jemand gegen seinen Willen gezwungen wird, das Kopftuch zu tragen, muss der Staat einschreiten. Ansonsten muss sich in einer offenen Gesellschaft die Freiheit vom Kopftuch selbst durchsetzen.

Es ist wahr, der Trend geht derzeit eher zu mehr Kopftüchern. Aber das wird man nur mit Modernität und Bildung, nicht mit Verboten umdrehen. (Hans Rauscher, 30.11.2015)