Auch von den Packers nicht zu packen: Cam Newton und die Party People aus Carolina.

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Die Green Bay Packers sind als Mitfavorit in die Saison gestartet und haben anfangs noch sehr wenig getan, um diesen Status zu gefährden. Der November brachte dann aber unangenehme Wahrheiten zu Tage und mit ihnen vier Niederlagen, davon alleine zwei zu Hause in Folge gegen die Divisionsrivalen Detroit und Chicago. Zwischendurch konnte man mit einem Auswärtserfolg in Minnesota den Vikings zwar die Tabellenführung entreissen, die sie nach Thanksgiving an selbige aber wieder abgeben mussten. Sollte Minnesota am Sonntag in Atlanta gewinnen, dann könnte es erstmals heuer einen Sieg Abstand zwischen sich und Green Bay bringen. Das hätte sich im Oktober noch kaum jemand gedacht.

Was ist passiert nach der Bye Week bei den Packers? Das wissen sie vermutlich selbst nicht so genau. Interessanterweise hat sich das schwache Laufspiel während der frühen Siegesserie zuletzt dann stark gebessert. Eddie Lacy hatte eben seine ersten beiden 100-yards-Spiele, trotzdem stottert die Maschine, da gleichzeitig die Drop-Rate der Receiver in die Höhe schnalzte. Lag die Completion Rate von Aaron Rodgers in den sechs Spielen vor der Bye Week noch bei durchschnittlich 68.3 Prozent, sank diese bei den fünf Partien nach der Pause auf 54.3. Kurios: Beim Auswärtssieg in Minnesota rutsche Rodgers sogar unter 50 Prozent. Die Vikings werden dieser Chance am Ende womöglich nachtrauern, haben sie dieses Spiel mit Strafen aus der Hand gegeben. Green Bay könnte so gesehen auch gut und gerne 0-5 seit ihrer Bye sein.

Der oft vernommene Hinweis auf die schwache O-Line ist statistisch nur schwer belegbar, befindet man sich in Sachen Pass Protection im vorderen Mittelfeld, dort wo auch Cincinnati, Carolina oder New England nach Zahlen anzusiedeln sind. Das Run-Blocking lag lange im Argen, nach den letzten beiden Partien hat man aber wieder Luft nach hinten geschaffen. Es sind wohl eher die müden Hände der Receiver. Unter den Top 50 befinden sich mit Randall Cobb (#28) und James Jones (#36) nur zwei und die findet man erst auf Seite 2. Jordy Nelson fehlt den Packers an allen Ecken und Enden und man muss der Franchise den Vorwurf machen, nach dessen frühen Ausfall sich nicht wirklich um adäquaten Ersatz bemüht zu haben. Jones ist leider keiner. Dass der Job von Mike McCarthy deshalb bereits in Gefahr sei, wie einige US-Medien bereits berichten, das ist doch schwer vorstellbar. Der übernahm 2005 ein 4-12 Team, verpasste seither lediglich zwei Mal die Playoffs, erreichte in jeder dritten Saison als Head Coach der Packers das Conference Final und gewann eine Super Bowl. Auch wenn die Vergangenheit keine Jobgarantie ist, das Jammern findet auf einem 7-4 Niveau statt. Nur sechs Teams der Liga haben aktuell einen besseren Record. Noch immer: Relax.

Es werden trotzdem interessante Woche für die Packers, die nicht nur Gefahr laufen eine sicher geglaubte Division noch abzugeben, sondern in der aktuellen Form auch eine Wild Card verpassen könnten. Denn hinter Green Bay hat Chicago drei seiner letzten vier Spiele gewonnen, Detroit hat seit Woche 8 überhaupt kein Spiel mehr verloren und damit plötzlich wieder einen Grund zu spielen. Es wäre wegen der Playoffs. Auch das stand im Oktober noch auf keinem Blatt Papier.

Romo ist raus

Das Team der Stunde in der National Football Conference sind zweifellos die Carolina Panthers. Dachten viele anfangs noch, es wäre lediglich die Kombination eines leichten Spielplans in einer schwachen Division, die Carolina so glänzen lässt, gelten sie mittlerweile als "for real". Das Exaltierte an Cam Newton erinnert zwar manchmal mehr an die Attitüde eines Teenie-Stars, als an jene eines NFL Quarterbacks, aber: Hey! – Er hat wenigstens guten Grund zu feiern. Um es mit den Worten von SBNation's Rodger Sherman zu sagen: "Es ist widerlich zu sehen, wie Cam Newton seinen Erfolg feiert. Hätte er Klasse, dann würde er es wie Dallas machen, das sich dafür entschieden hat, erfolglos zu sein."

Denn während Carolina zur Partyzone mutiert, breitet sich in Dallas Katerstimmung aus. Bei der Heimpleite gegen die Panthers zu Thanksgiving brach sich Quarterback Tony Romo zum dritten Mal sein linkes Schlüsselbein und wird damit 2015 kein Spiel mehr bestreiten. Erst die Woche zuvor gab er sein Comeback, nachdem er neun Wochen wegen eben dieser Verletzung pausieren musste, die ihn 2010 bereits die Saison vorzeitig beenden ließ. Zum Zeitpunkt seines Ausfalls hatte Romo drei Interceptions geworfen, darunter zwei Pick Six. Sofort vernahm man Stimmen, dass Romo eben kein Spitzenmann, sondern halt nur Durchschnitt wäre. Häufig kamen die aus jener Ecke, die zwei Monate lang seine Rückkehr herbei sehnte. Die Fans der Cowboys, sie sind ebenso unversöhnlich, wie die Franchise unberechenbar. Egal ob es ein Berufsjugendlicher wie Dez Bryant ist, der Medienvertreter in losgelöster Infantilität anbrüllt, oder einer seine Freundin verprügelnder Greg Hardy – sie sind alle automatisch "ganz wichtige Führungsspieler" in den Augen der Chefetage. Typen, die in New England Sprechverbot hätten und in Green Bay nur auf ausdrücklichen Befehl einatmen dürften. Hardy ist in seiner Karriere mit den Cowboys bei 1-8, Bryant 2015 bisher 2-4. Sowas führt zu sowas. Die bereits Jahrzehnte andauernde Mittelmäßigkeit der Franchise, aus der sie augenscheinlich auch nicht entkommt wenn die Dichte an Talent ansteigt, hat nichts mit den Spielern zu tun, vielmehr mit dem Coaching und ganz bestimmt mit dem Kopf. Jerry Jones holte mit seinem Konzept in den frühen Neunzigerjahren drei Super Bowls nach Dallas. An dem wurde grundsätzlich nichts mehr verändert. Al Davis lässt grüßen.

Dass Dallas noch immer im Rennen ist, das verdankt es der "Stärke" der NFC East. Sollten die New York Giants nicht gegen Washington gewinnen, dann ist Dallas, trotzt eines 3-8 Records, lediglich zwei Siege hinter dem Divisionsleader. Die Aufgabe wird, mit Matt Cassel als Quarterback der kein einziges seiner Spiele bisher für Dallas gewinnen konnte, selbst dann sehr schwierig, muss man in Green Bay und Buffalo noch antreten und die New York Jets kommen mit einer ganz unangenehmen Laufverteidigung nach Arlington. Eine Wild Card wird es für die NFC East nicht spielen.

Peyton hat sich was eingebrockt

Colin Kaepernick, den ich in der letzten Endzone noch als möglichen Rückkehrer von der Bank gesehen habe, landete auf der Injured Reserve List und wird heuer kein Spiel mehr absolvieren. Möglicherweise auch keines mehr für die San Francisco 49ers, die sich theoretisch bis zum 1. April 2016 Zeit lassen können, um sich zu überlegen was sie mit ihm machen oder nicht machen wollen. Kaepernick hat einen für ihn ganz schlechten Deal mit San Francisco, alle Rechnungen sind bezahlt und das Geld für 2016 nur virtuell und nicht garantiert.

Nicht mehr ums Geld, sondern nur mehr um einen zweiten Ring, geht es bei Peyton Manning. Der brach bei der Niederlage gegen Kansas City zwar den Passing Yards Rekord von Brett Favre, was aber nur ein schwacher Trost für das was darauf folgte sein kann. Manning komplettierte fünf seiner 20 Pässe für 35 Yards und vier (!) Interceptions. Der 39-Jährige landete noch im Spiel auf der Bank. Head Coach Gary Kubiak, der stets hinter Manning stand, hatte genug gesehen. Zwar hiess es nach dem Spiel, Manning ist weiterhin der Starter der Broncos, allerdings mit dem Zusatz "wenn er gesund ist". Seither ist er offiziell krank gemeldet: Rechter Fuß, rechte Schulter und die Rippen schmerzen auch.

Unter Umständen war es das bereits mit der Karriere von Manning, der ganz offensichtlich seine körperlichen Möglichkeiten falsch eingeschätzt bzw. überschätzt hat. In seinem ersten Spiel als Starter komplettiere Langzeit-Backup Brock Osweiler 20 seiner 27 Pässe für 250 Yards und zwei Touchdowns. Das reichte für einen knappen Auswärtserfolg in Chicago. Kubiak kann in der Situation unmöglich Manning wieder bringen, wenn er er ernst nimmt, was er tut.

Sollte Osweiler gesund bleiben und nicht komplett versagen, wird er die Saison für Denver wohl beenden. Man stelle sich vor die Broncos stehen in einer Super Bowl und Peyton sitzt auf der Ersatzbank …

Auf den Kopf gestellt

Es gibt nicht nur Favoriten in Not, wie Green Bay und Dallas, oder auch Seattle und Indianapolis, sondern gleich mehrere Teams, die man zur Saisonhälfte abgeschrieben hatte und die jetzt plötzlich wie ausgewechselt wirken. Zwei wurden bereits erwähnt mit Detroit (erster Sieg am Lambeau Field seit 1991!) und Chicago. Bemerkenswert ist aber auch die Serie der Houston Texans, die bei ihrem 3 Game Winning Streak u.a. die Bengals und die Jets aus dem Weg geräumt haben. Um in der AFC South zu bleiben; Back2Back Siege für Jacksonville gibt es auch nicht jede Saison. Blake Bortels hält zusammen mit den Top 20 Receivern Allen Robinson und Allen Hurns tatsächlich die Playoff-Chancen der Jaguars am Leben. Und so ganz unbemerkt hat sich in der NFC South das Team aus Tampa mit Siegen über die NFC East Teams zu einem 0.500 gespielt, was die Bucs auf den ersten Platz der Playoff-Verfolger brachte. Die bemerkenswerteste Trendwende hat aber Kansas City vollzogen. Die Chiefs haben sich von einem 1-5 vom letzten Platz in der AFC West mit vier Siegen über Pittsburgh, Detroit Denver und San Diego auf einen zwischenzeitlich Wild Card Platz gespielt.

Football im TV

Für die Saison 2015 hat sich Pro7/sat1 ein umfangreiches Rechtepaket von 50 Live-Spielen gesichert. Pro7maxx überträgt jede Woche ein Frühspiel (19:00 Uhr) und im Anschluss ein Abendspiel (22:05 od. 22:25 Uhr). Davon profitiert auch Puls 4, welches 30 Spiele live überträgt. Jeden Sonntag ein 22:25 Uhr Spiel, zwei Nachmittagspartien (15:30 Uhr) aus dem Wembley Stadion, so wie alle Playoffs, sprich vier Wild Card, vier Divisional Playoffs, die beiden Conference Finals und die Super Bowl 50. Alle 30 Partien darf ich zusammen mit Michael Eschlböck kommentieren. Sport1US hat die Rechte für die Nachtspiele am Donnerstag (2:25 Uhr), so wie Sonntag und Montag (jeweils 2:30 Uhr) geholt. Alle Spiele live, den Redzone Channel und condensed games gibt es im NFL Gamepass zu sehen. Das Sportportal Spox hat Online-Rechte für die Nachtspiele am Donnerstag, Sonntag und Montag erworben.

Das NFL TV-Programm der Woche 12:

Washington Redskins vs New York Giants**
Sonntag 19:00 Uhr – Pro7maxx

Seattle Seahawks vs. Pittsburgh Steelers***
Sonntag 22:25 Uhr – Puls 4/Pro7maxx

Denver Broncos vs. New England Patriots***
Nacht Sonntag auf Montag 02:30 Uhr – Sport1US/spox.com

Cleveland Browns vs. Baltimore Ravens*
Nacht Montag auf Dienstag 02:30 Uhr – Sport1US/spox.com

***muss
**kann
*muss nicht

Schöne Spiele und vielleicht bis Sonntag.

Ihr Walter Reiterer