Wir verlassen Astana bei schönem Wetter. Nach einer Nacht in Oskarova, dort campen wir neben einer Schule, erwartet uns dunkelgrauer Himmel bei kühlen Temperaturen und bereits nach wenigen Kilometern beginnt es heftig zu regnen. Die vielen Baustellen auf der Strecke tun ihr übriges – am Abend werden wir und unsere Räder ordentlich ausschauen. Nach mehreren Gewittern und Regengüssen kommen wir erst im Dunkeln in Karagandy an. Dort pausieren wir einen Tag. Wir hoffen auf besseres Wetter – und lassen unsere Räder putzen.

Schön eingeschäumt!

Immer noch fällt Regen vom Himmel, aber netterweise spenden uns zwei Geschäftsmänner in Karagandy etwas Geld. Am Abend müssen wir unser Zelt bei windigen 13 Grad und leichtem Regen aufbauen, Wasserflaschendusche gibt es daher keine. So kalt und nass hatten wir uns Kasachstan wirklich nicht vorgestellt!

Foto: Stefan Jahrmann

Irgendwo unterm Regenbogen ...

Nach einer kalten Nacht nehmen wir in einem überfüllten – und daher warmen – Cafezi ein Lagman- und Blini-Frühstück ein. Der Tee wärmt wie die nette Gesellschaft, die unterwegs zu einer Hochzeit ist und sich über eine Unterhaltung mit uns freut. Eine der Damen kann sogar Deutsch, da in ihrem Dorf früher viele Kasachen-Deutsche wohnten.

Foto: Stefan Jahrmann

Auch die Züge fahren meistens nur geradeaus.

In Balkhash am Balkhash-See erwartet uns Hitze und sonst wenig. Nach einem Tag Pause machen wir uns daher auf, die letzten 600 Kilometer in Kasachstan zu radeln.

Die Strecke ist jedoch ziemlich ekelhaft: Überall liegen Müll, Glassplitter oder Tierkadaver herum. Die Hitze macht die Sache nicht besser – der Gestank ist unglaublich.

Foto: Stefan Jahrmann

Unendliche Weiten im flachen Kasachstan.

Foto: Stefan Jahrmann

Beim Balkhash-See erreichen wir die 5.000 Kilometer!

Wir sehen erstmals Kamele in der freien Wildbahn, auch lebendige.

Dort treffen wir auch den deutschen Radler Wolfgang, der für vier Wochen durch Zentralasien radelt und mit dem wir gemeinsam ein Stück des Weges hinter uns bringen. Gemeinsam wagen wir uns sogar einmal in den Balkhash-See.

Foto: Stefan Jahrmann

Unsere erste Kamel-Gang.

Nach ein paar Schlechtwettertagen schenkt man uns eine Wassermelone, etwa 100 Kilometer vor der kasachisch-kirgisischen Grenze. Nach dem missglückten Transport mussten wir sie leider vor Ort verspeisen.

Foto: Stefan Jahrmann

Ein Hochgenuss: unsere zufallsgespaltene Melone.

Und dann ändert sich die Szenerie: Nach tausenden Kilometern gibt es endlich wieder Bäume! Leider finden wir an einem ein totes Schaf aufgeknüpft vor, warum auch immer. In der Ferne können wir dann schon die Berge Kirgistans sehen und hoffen, dass wir sie nicht überqueren müssen.

Foto: Stefan Jahrmann

Auch in Kasachstan kann campen romantisch sein.

Die Grenzüberquerung ist wieder sehr einfach, auch wenn ganz schön viel los war: Als Radfahrer dürfen wir alle Autos überholen, die Ausreise klappt ohne Probleme, ebenso die Einreise in Kirgistan.

Die ersten 20 Kilometer im neuen Land sind schnell geradelt, aber in Bishkek selbst ist das kein Spaß. Dort ist die Hölle los: alle möchten nebeneinander fahren und überholen oder Schlaglöchern ausweichen – und wir mittendrinnen. Ziemlich anstrengend.

Foto: Stefan Jahrmann

Selbst Kinder tragen bereits den typisch kirgisischen Hut.

In Bishkek kommen uns schließlich zwei Freunde besuchen, Michael und Katrin aus Tirol. Wir erkunden die Hauptstadt und bewundern Schafsköpfe am Osh-Bazar. Zwischendurch müssen wir zwei Radler zur chinesischen Botschaft, um für ein Visum vorzusprechen. Die Chinesen machen es einem nicht leicht. Ein Tagesausflug in den Ala-Artscha-Nationalpark gibt uns einen Vorgeschmack auf die wunderschöne kirgisische Natur.

Foto: Stefan Jahrmann

Schön ist es in den kirgisischen Bergen!

Wir lassen unsere Fahrräder für eine gute Woche im Guesthouse in Bishkek und steigen auf Marschrutkas um. Wohl aufgrund der Straßenverhältnisse gibt es in Kirgistan kaum Linienbusse. Stattdessen stehen bei den Busbahnhöfen immer zahlreiche Autos oder Kleinbusse herum, deren Fahrer auf Gäste warten. Dabei ist ganz egal, wohin man will, solange man dafür bezahlt. Wenn das Auto voll ist, wird losgefahren. Das ist unkonventionell und unprofessionell – und kann mitunter sogar gefährlich werden. Wie bei unserem ersten Fahrer. Lustigerweise stellte sich später heraus, dass der Mann Polizist ist.

Foto: Stefan Jahrmann

Ins Land einischauen bei Karakol.

Foto: Stefan Jahrmann

Auch zerlegte Pferde sieht man hier.

Karakol, unser erstes Ziel, ist nicht gerade ansehnlich – wie wohl so ziemlich jede Stadt in Kirgistan. Doch außerhalb der Stadt findet man ein Ausflugsparadies, in dem man nach Lust und Laune wandern und im Winter sogar Schi fahren kann. Wir entscheiden uns jedoch, mit einem alten Jeep über Stock und Stein auf den Berg hinaufzufahren. Was für ein Spaß!

Foto: Stefan Jahrmann

Oben angekommen, sehen wir beim Zerlegen eines eben geschlachteten Schafs zu, das schon bessere Tage gesehen hatte. Selbst die Füße werden verwertet.

Wir wandern noch weiter herum und genießen die heißen Quellen. Die Landschaft ist wirklich herrlich, fast wie daheim!

Foto: Stefan Jahrmann

Schön anzuschauen: die Steinformation Yeti-Öguz.

Es geht weiter in die Berge bei Bokonbayevo, wo wir zwei zünftige Nächte in Jurten verbringen.

Foto: Stefan Jahrmann

Unsere Jurte, typisch zentralasiatisch.

Foto: Stefan Jahrmann

Das Innere einer Jurte ist voller bunter Decken und Deko.

Auf etwa 1.500 Metern kann es im September nachts in einer Jurte auf etwa 1.500 Metern ziemlich kühl werden.

Foto: Stefan Jahrmann

Der erste Reitausflug.

Warm wird uns erst wieder bei einem fünfstündigen Ausritt auf kirgisischen Pferden. Für Stefan und mich ist es der erste Ritt überhaupt und da wir keine Anleitung erhalten, haben wir so unsere Probleme. Auf den schmalen Pfaden, oft entlang eines Abgrunds, wird einen ganz schön mulmig – fast hätten wir die schöne Umgebung nicht genießen können.

Foto: stefan jahrmann

Der Eagleman und sein Adler.

Tags darauf gibt auf Wunsch der Herren noch eine Adlershow, die ihr Geld allerdings nicht wert ist.

Foto: Stefan Jahrmann

Zwei tolle kirgisische Miezen.

Wir trösten uns und spielen mit den Katzen, Schafen und Hunden, die sonst noch auf dem Hof herumlaufen.

Foto: Stefan Jahrmann

Zurück in Bishkek ist es an der Zeit, sich von Michael und Katrin zu verabschieden und wieder auf die Räder zu steigen. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns, doch den geplanten Weg über den Torugart-Pass nach China zu nehmen, obwohl man dafür eine spezielle Genehmigung benötigt und wir unter Zeitdruck stehen. Das China-Visum ist nur mehr etwa 14 Tage gültig und mögliche Feiertage könnten eine Überquerung der Grenze unmöglich machen. Wir müssen uns also sehr beeilen. Das ist bei dem sehr kühlen, leider wieder nassen Wetter und extremen Knieschmerzen kein Spaß. Wir quälen uns einen Pass hinauf, erreichen nach 130 Kilometern Kochkor. Dann muss ich mir eingestehen: Mit dem Knie schaffe ich es nicht in so kurzer Zeit über mehrere Pässe zur chinesischen Grenze.

Foto: Stefan Jahrmann

Nass und kalt – nicht gut für's Knie!

Deshalb geht es mit dem Taxi weiter. Die Räder in den Kofferraum gezwängt, lassen wir uns nach Naryn chauffieren.

Foto: Stefan Jahrmann

Hinein mit den Rädern, egal wie.

Die Grenze liegt auf über 3.700 Metern. Wir sind schließlich doch froh, nicht radelnd auf dem Torugart-Pass anzukommen. Denn hier pfeift uns der Wind um die Ohren und es beginnt leicht zu schneien. Von den kirgisischen Grenzbeamten in ihren dicken Jacken erhalten wir den Ausreisestempel und auf der anderen Seite müssen wir nur noch auf unser Taxi warten – Ausländern ist es nicht erlaubt, einen normalen Bus zu nehmen.

Foto: Stefan Jahrmann

Auf dem Torugart-Pass – China wartet auf uns! (Text: Alexandra Zöchner, Fotos: Stefan Jahrmann, 8.12.2015)

Foto: Stefan Jahrmann