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Justin Trudeaus Klimastrategie wird sehr viel ehrgeiziger sein als die der früheren Regierung.

Foto: AP / Tim Ireland

Am Tag der Vereidigung der neuen Regierung Kanadas gab es eine Überraschung: Das Land bekam ein Ministerium für Umwelt und Klimaveränderung. Der liberale Premierminister Justin Trudeau hatte während der Wahlkampagne versprochen, im Kampf gegen die globale Erwärmung mit der Reduktion von Treibhausgasen Ernst zu machen.

Damit nimmt Trudeau Abschied von der Haltung seines konservativen Vorgängers Stephen Harper, der im Jahr 2011 aus dem Kioto-Abkommen ausgestiegen war. Die Liberalen wollen dagegen landesweite Ziele für die CO2-Reduktion und eine Preisbelastung für Kohlenstoff. Sie wollten auch den Bau von Pipelines strenger nach Umweltrichtlinien überprüfen.

Für einen nationalen Plan zur Treibhausgasreduktion braucht der kanadische Premierminister die Kooperation der zehn Provinzen und zwei Territorien Kanadas. Der neue Regierungschef wird deshalb alle Premiers mit nach Paris nehmen. Aber erst in den Monaten nach der internationalen Klimakonferenz wird sich Kanadas Regierung zusammen mit diesen Politikern auf ein nationales Ziel festlegen.

Provinz auf Öl

Die Provinzen sind frei zu wählen, wie sie dieses Ziel erreichen werden. Am wichtigsten ist die Kooperation der Provinz Alberta, in der sich die drittgrößten Ölreserven der Welt befinden. Die Ölsande im Norden Albertas sind die am schnellsten wachsende Quelle von CO2-Emissionen in Kanada. Nun geht aber die sozialdemokratische Regierung Albertas mit dem guten Beispiel voran: Sie gab unlängst bekannt, dass sie ab 2017 die gesamte Wirtschaft mit einer Kohlendioxidsteuer belegen und die Emissionen in den Ölsanden einschränken werde.

Kohlekraftwerke sollen in den kommenden fünfzehn Jahren auslaufen und Methanemissionen in zehn Jahren halbiert werden. Mit dieser Strategie will Alberta den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 unter die heutigen Werte senken.

Prominente Manager der Öl- und Gasindustrie befürworten diesen Plan, denn die meisten Unternehmen haben eine Kohlenstoffsteuer bereits in ihre finanzielle Planung einbezogen.

Die frühere konservative Regierung Kanadas hatte das Ziel, den Treibhausgasausstoß bis zum Jahr 2030 auf ein Volumen zu reduzieren, das um 30 Prozent unter den Werten von 2015 liegt.

Justin Trudeaus Klimastrategie wird hingegen sehr viel ehrgeiziger sein, aber wegen der Untätigkeit der früheren Regierung liegt Kanada ziemlich weit hinter dem vor vierzehn Jahren in Kopenhagen festgelegten Ziel für das Jahr 2020 zurück.

Kanada produzierte im Jahr 2013 den Gegenwert von 726 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Im Jahr 2005 waren es 749 Millionen Tonnen gewesen. Kanadas Außenminister Stéphane Dion, dessen Hund Kyoto heißt, sagte, dass die Regierung Treibstoffzuschüsse an die Energieproduzenten streichen werde.

Dafür wolle sie Milliarden für den öffentlichen Verkehr, grüne Infrastruktur und andere umweltfreundliche Investitionen lockermachen. Kanada, so sagte Dion, strebe auch ein Klima- und Energieabkommen für ganz Nordamerika mit den USA und Mexiko an. (Bernadette Calonego, 3.12.2015)