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Burgenlands Landesregierung ist echauffiert, die FPÖ fährt gar schweres Verbalgeschütz auf.

APA / LPD Burgenland

Bruckneudorf – Zum zweiten Mal greift der Bund ins Burgenland durch. Auf dem Truppenübungsplatz in Bruckneudorf werden 80 Container aufgestellt. Und das, obwohl Flüchtlinge bereits untergebracht sind in der Gemeinde und ein weiteres Quartier am ortsnahen Bauhof so gut wie paktiert gewesen sei, wie SP-Bürgermeister Gerhard Dreiszker erklärte.

Die Landesregierung ist empört, die SP-geführte Gemeinde demonstrierte und wird weiter demonstrieren. Und die FPÖ haut per Aussendung martialisch auf den Koalitionstisch. Klubobmann Gerhard Kovasits, ein Bruckneudorfer, ruft gar – regierungsamtlich quasi – zum "zivilen Ungehorsam".

Kenner weisen da aber auf eine auffällige rhetorische Dissonanz hin. Denn die tatsächlich bemerkenswert enthemmten Worte der blauen Presseaussendung (unter anderem "zerebrale Dissonanz der deutschen Kanzlerin Merkel") traut niemand dem Gerhard Kovasits zu, einem biederen Kriminalbeamten und langjährigen Feuerwehrkommandanten.

"Bosporus-Mentalität"

Kovasits ist einer, bei dem keineswegs die Funken sprühen, ergreift er im Landtag das Wort. Ein Satz wie "Scheinbar scheint bei Faymann und Klug eine gewisse Bosporus-Mentalität eingekehrt zu sein" käme ihm nie – jedenfalls nicht so – über die Lippen. Beobachter tippen auf Géza Molnár als Verfasser. Der neigte auch als Klubdirektor – 2013 verabschiedete ihn Parteichef Johann Tschürtz im Zuge eines Flügelkampfes – zu solch befremdlichen Aussendungen. Seit der Wahl sitzt er im Landtag und bildet dort jene zumindest verbalradikale blaue Rechtsaußen-Fraktion, gegen die Norbert Darabos sich als Bollwerk in Stellung gebracht hat.

Vor der Kaserne

"Ich werde der Erste sein", warnt also mutmaßlich Molnár mit des Kovasits' Mund, "der vor der Kaserne steht und die Kolonnen der asylapologetischen Staatsgewalt abwehrt".

Die Kaserne trägt, soweit zur Abwehrkraft, den Namen des Feldzeugmeisters Ludwig von Benedek, dessen berühmteste Schlacht – Königgrätz! – sich bald zum 150. Mal jährt.

Der berühmteste Soldat, der hier, in Királyhida, kurz stationiert gewesen ist, hieß übrigens Švejk Josef. (Wolfgang Weisgram, 27.11.2015)