Für die Österreicher gibt es kaum Zweifel, dass es der Mensch ist, der für den aktuell stattfindenden Klimawandel verantwortlich ist. Im Auftrag des STANDARD fragte das Linzer Market-Institut 416 repräsentativ ausgesuchte Wahlberechtigte: "In diesen Tagen sind auch wieder Argumente aufgekommen, dass der Klimawandel gar nicht vom Menschen verursacht ist und von ihm daher nicht beeinflusst werden kann. Was meinen Sie persönlich: Ist der Klimawandel vom Menschen verursacht und kann daher durch Maßnahmen beeinflusst werden, oder passiert der Klimawandel unabhängig von dem, was die Menschen dafür beziehungsweise dagegen tun?"
Drei Viertel der Österreicher stimmen der ersten These zu, nur 14 Prozent meinen, dass der Klimawandel unabhängig von menschlichen Einflüssen ist. Diese Einschätzungen sind – mit geringen Schwankungen – seit vielem Jahren gleich, sagt Werner Beutelmeyer, Chef des Market-Instituts.
Er hält allerdings fest, dass das Bekenntnis zur menschlichen Ursache des Klimawandels mit dem Bildungsgrad der Befragten steigt und mit dem Alter der Befragten sinkt.
Auch fällt auf, dass Wähler von SPÖ und Grünen eher Menschen für das Klima verantwortlich machen als Wähler der FPÖ – aber auch unter Freiheitlichen ist eine deutliche Mehrheit überzeugt, dass der Klimawandel durch menschliche Eingriffe beeinflusst werden kann.
Kein Zurückstecken
Wie aber diese Eingriffe aussehen könnten, darüber gibt es keinen Konsens. Der STANDARD ließ sowohl persönliche als auch politische Maßnahmen abfragen; dabei zeigte sich, dass die Bereitschaft zum eigenen Handeln rasch erlahmt, wenn sich die Befragten finanzielle Einbußen oder eine Reduktion ihrer Lebensqualität vor Augen führen.
Beutelmeyer: "Den Austausch von Stromfressern im Haushalt können sich 46 Prozent sehr gut vorstellen, für weitere 44 Prozent ist das eine immerhin realistische Option – denn da glaubt man ja, dass man mindestens mittelfristig Geld sparen kann. Dasselbe gilt für verbesserte Wärmedämmung. Aber höhere Stromkosten durch individuellen Umstieg auf Ökostrom lehnt jeder Zweite ab."
Elektroauto unbeliebt
Einige der Vorschläge – Details in der Grafik – wurden schon 2010 in einer vergleichbaren Umfrage gemacht. "Die Antwortmuster waren sehr ähnlich. Dass das Umweltbewusstsein gestiegen wäre, könnte ich daraus nicht ablesen", sagt der Meinungsforscher. Der Vorschlag, auf ein Elektroauto umzusteigen – 2010 noch gar kein Thema – wird nur von 13 Prozent als "auf jeden Fall" vorstellbare persönliche Maßnahme genannt. Da würden viele lieber das Autofahren insgesamt einschränken.
Ähnlich sieht es bei den politischen Maßnahmen aus.
DER STANDARD ließ zunächst fragen: "Sprechen wir kurz über das Thema Umweltschutz. Man hört ja immer wieder, dass der Umweltschutz in verschiedenen Ländern unterschiedlich gehandhabt wird. Wie schätzen Sie persönlich Österreich diesbezüglich ein? Wird Umweltpolitik in Österreich mit größerem Erfolg gemacht als in anderen Ländern der EU, mit etwa gleichem Erfolg, also ist unsere Umweltpolitik etwa EU-Schnitt, oder hat die österreichische Umweltpolitik eher weniger Erfolg als die in anderen EU- Ländern?"
36 Prozent für höhere Ausgaben
Darauf sagen 40 Prozent, Österreich sei erfolgreicher, 45 Prozent sehen uns als etwa gleich gut und nur sieben Prozent als im EU-Vergleich weniger erfolgreich. Auch diese Werte sind über die Jahre stabil und auch kaum von Parteipräferenzen beeinflusst, außer von einer leicht erhöhten Zustimmung der ÖVP-Wähler (möglicherweise beeinflusst von der Zustimmung zum von der ÖVP gestellten Umweltminister).
Auf die folgende Frage, ob Österreich genug tut oder mehr Geld für Umweltmaßnahmen ausgeben sollte, plädieren 36 Prozent für höhere Ausgaben (plus neun Prozent gegenüber der Vergleichsumfrage 2010), 55 Prozent sind gegen höhere Ausgaben (2010 waren es noch 63 Prozent).
Bei der Frage nach zusätzlichen "Steuern auf Erdölprodukte, Gas und Kohle – also sogenannte Ökosteuern" ist das Bild wieder so wie vor fünf Jahren 22 (zuletzt: 21) Prozent sind dafür, 68 (zuletzt: 73) Prozent sind dagegen. Am ehesten sind höher gebildete Befragte sowie Wähler von Grünen und Neos für Ökosteuern. (Conrad Seidl, 29.11.2015)