Jerusalem/Ramallah – Bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften im Westjordanland ist am Donnerstag nach Angaben von Rettungskräften erneut ein Palästinenser erschossen worden. Der junge Mann aus dem Flüchtlingslager Al-Arub sei nördlich von Hebron getötet worden, sagten palästinensische Rettungskräfte. Im Laufe des Tages waren bereits zwei andere Palästinenser im Westjordanland erschossen worden.

Die israelische Armee erklärte, der 19-Jährige habe einen "angezündeten Molotow-Cocktail in der Hand" gehabt, um damit israelische Autos anzugreifen. In den besetzten palästinensischen Gebieten ist die Situation seit Monaten stark angespannt. Seit Anfang Oktober verübten palästinensische Einzeltäter dutzende Attacken auf Israelis, zumeist mit Stichwaffen. 17 Israelis, ein US-Bürger und ein Eritreer wurden bei diesen Angriffen getötet, rund 200 Menschen wurden verletzt. Auf palästinensischer Seite wurden laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 97 Menschen getötet, ein Großteil davon mutmaßliche Angreifer.

800 Festnahmen

Wie Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon am Donnerstag im staatlichen Radio sagte, wurden zur Gefahrenabwehr innerhalb von zwei Monaten mehr als 800 Palästinenser festgenommen. Ursache der Unruhen ist die anhaltende militärische Besatzung des Westjordanlands, der fortschreitende israelische Siedlungsbau und die Blockade des Nahost-Friedensprozesses. Viele junge Palästinenser sehen daher keine Perspektive für sich und sind bereit, als Attentäter zu sterben.

Die israelische Armee feuerte unterdessen erstmals erfolgreich eine Abwehrrakete vom Typ Barak 8 von einem Marineschiff aus ab, wie ein hochrangiges Mitglied der israelischen Armee mitteilte. Die Boden-Luft-Rakete habe eine kleine und sich sehr schnell bewegende Drohne abgefangen, die einen feindlichen Flugkörper simuliert habe. Der Test sei ein "Meilenstein" gewesen, hieß es.

Die Barak, hebräisch für Blitz, soll unter anderem vor Yachont-Raketen russischer Bauart schützen. Laut israelischen Medienberichten besitzt die israelfeindliche Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon diese Art von Anti-Schiffs-Raketen. Die Yachont fliegt mit Überschallgeschwindigkeit nur wenige Meter über dem Boden auf ihr Ziel zu. Für das Radar ist sie deshalb schwer zu orten. Bis die Barak 8 einsatzfähig sei, bedürfe es allerdings noch weiterer Tests, so der Armee-Angehörige. In ein oder zwei Jahren könne man sie dann in Dienst stellen. Die Rakete wurde zusammen mit Indien entwickelt. (APA, 26.11.2015)