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Der spanische Solarenergie- und Umwelttechnikkonzern Abengoa ist insolvent.

Foto: reuters del plozo

Wer der Sonne zu nahe kommt, verbrennt sich bekanntlich die Flügel und stürzt ab. Ein ähnliches Schicksal wie weiland Ikarus scheint nun Spaniens Solarenergie- und Umwelttechnikkonzern Abengoa zu ereilen. Nicht über Monate, über Jahre hat sich eine tiefschwarze Gewitterwolke über dem Unternehmen zusammengebraut.

Weil der baskische Autokomponenten-Erzeuger Gestamp, der 350 Mio. Euro einbringen wollte, doch kalte Füße bekommen hat, beantragte Abengoa mit Sitz in Sevilla kurzerhand die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Bis Ende September haben sich die Verbindlichkeiten auf 27,3 Milliarden Euro erhöht. Die Ratingagentur Fitch hat das Rating denn auch umgehend auf "höchst spekulativ" (CC) gesenkt.

Stützpfeiler weggebrochen

Denn die geplant gewesene und dann abgesagte Kapitalbeteiligung von Gestamp, die sich dadurch 28 Prozent des Unternehmens gesichert hätte, war Stützpfeiler eines vor kurzem ausverhandelten Sanierungsplans. Der hätte sukzessive eine 1,5 Mrd. Euro schwere Finanzspritze vonseiten der Hauptgläubiger von Albengoa bringen sollen. Gekoppelt wäre dies an harte Auflagen für den Familienclan der Benjumeas gewesen, der gut 57 Prozent der Anteile hält. Dieser hätte Macht abgeben, Aktiva veräußern und Investitionen oder Dividendenausschüttungen stoppen müssen.

Wird keine Einigung mit den mehr als 200 Gläubigerbanken erzielt, droht die mit Abstand größte Firmenpleite der spanischen Geschichte – mit Auswirkungen weit über Spanien hinaus. Selbst Norwegens Staatsfonds ist mit 2,7 Prozent an Abengoa beteiligt. Weltweit beschäftigt der Konzern gut 24.000 Mitarbeiter.

Wachstum auf Pump

Abengoa baut und betreibt zig Solar- und Solarthermikkraftwerke wie das Kaxu Solar One in Südafrika, aber auch Entsalzungsanlagen, Bioethanol-Fabriken und eine Reihe von Spitälern. Finanziert wurde das Wachstum auf Pump. Das lockte zunächst scharenweise Investoren an. Intransparenz seitens der Chefetage und stetig größer werdende Zweifel an den vorgelegten Geschäftszahlen verschreckten diese aber zusehends. Mehr als 20 laufende, große Projekte hängen angesichts der drohenden Pleite in der Luft.

Vom Madrider Leitindex IBEX-35 werden Abengoa-Aktien am Freitag ausgeschlossen. Seit Mittwoch büßten sie mehr als 70 Prozent an Wert ein; allein am Donnerstag gab die Aktie um 28 Prozent nach.

Die Abengoa-Führung will dennoch die Hoffnung nicht aufgeben, zumal sie sehr eng mit der spanischen Politik vernetzt ist. Nun ist es primär der regierende, rechtskonservative Partido Popular (PP), dem der drohende Megakonkurs im beginnenden Wahlkampf höchst ungelegen kommt. (Jan Marot aus Granada, 27.11.2015)