Wien – Mehr Geld, schlankere Förderstrukturen, die Einführung einer Studienplatzfinanzierung an den Unis sowie eine Verlagerung von Studienplätzen an die Fachhochschulen empfiehlt eine Studie von Joanneum Research zur Stärkung des Forschungssystems. Für die am Donnerstag vorgestellte Untersuchung wurde der Status Quo Österreichs mit jenem der "Innovation Leader" Schweden und Dänemark verglichen.

"Generelle Erkenntnis" der Studien-Autoren ist, "dass Österreich nach wie vor ein Input-Problem aufweist". In anderen Worten: Das Geld fehlt. Dänemark und Schweden hätten bereits in der Vergangenheit mehr in Forschung und Entwicklung investiert. Außerdem ortet die Studie etwa in Dänemark "schlankere und einheitlichere Strukturen in Bezug auf politische Zuständigkeiten für Forschung und Innovation" – diese seien im Wesentlichen in einem Ministerium und zwei angeschlossenen Fördervergabestellen konzentriert.

Mehr Wettbewerb

Strukturell sollte die wettbewerbliche Finanzierung für Forschung deutlich an Bedeutung gewinnen, wird weiters empfohlen. Außerdem müsse Österreich mehr unternehmen, um die in Dänemark und Schweden ausgeprägte Kultur der privaten Finanzierung von Forschung und Entwicklung, insbesondere durch Stiftungen, zu implementieren – immerhin seien diesbezüglich durch das Gemeinnützigkeitspaket erste Schritte gesetzt worden.

Die Finanzierung der Hochschulen müsse ebenfalls auf skandinavisches Niveau gehoben werden, betonen die Studienautoren. Außerdem brauche es institutionelle Reformen wie die Konzentration von Forschung auf "eine vergleichsweise kleine Zahl von Institutionen" – etwa durch eine "aktive Politik der Zusammenlegung von Hochschulen" wie in Dänemark.

Verlagerung von Studienplätzen

Außerdem wird eine Verlagerung von Studienplätzen von den Unis in Richtung Fachhochschulen sowie eine Verbesserung der Doktoratsausbildung etwa durch eine verstärkte Beschäftigung von Doktoranden an den Unis bzw. durch Kooperationen mit der Industrie vorgeschlagen. Im Bereich des Uni-Budgets wird die Einführung einer Studienplatzfinanzierung angeregt.

Weiters konstatiert die Studie einen viel höheren Anteil der öffentlichen Forschungsfinanzierung in Österreich als in den beiden Vergleichsländern. Zur Erhöhung der privaten Mittel müsse etwa die Risikofinanzierung des Privatsektors ausgebaut werden.

Aufbauend auf der Studie empfiehlt der ERA Council, das forschungspolitische Beratungsgremium des Wissenschaftsministers, eine "realistische Zielsetzung" bei der Forschungsstrategie – so sei etwa das Ziel einer Forschungsquote von 3,76 Prozent bis 2020 "derzeit schwer realisierbar".

Finanzielle Konsequenzen

Zwar stellt der Rat wie die Studie fest, dass "das Wissenschaftssystem in Österreich im Vergleich zu den führenden Ländern unterfinanziert ist". Er empfiehlt aber "keinesfalls einfach nur mehr Geld in das österreichische FTI-System zu pumpen". Gleichzeitig müssten auch Reformen angegangen werden – so sollte etwa bei den Uni-Leistungsvereinbarungen die Nichterreichung bestimmter Ziele mit finanziellen Konsequenzen für die Unis verbunden werden.

"Geld allein schafft keine Innovationen. Daher müssen wir die vorhandenen Strukturen optimieren und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter stärken", sagte auch Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in einer Aussendung. Die Empfehlung des Councils sieht man im Ministerium aber nur als schwer umsetzbar an: In Österreich werde im Unterschied zu Dänemark und Schweden nicht nur ein geringer Teil der Uni-Mittel über das Globalbudget in den Leistungsvereinbarungen vergeben, sondern fast die gesamten.

Zugangsbeschränkungen für Masterstudien

Falls eine Studienplatzfinanzierung nicht möglich sein sollte, regt der Rat als Alternative Zugangsbeschränkungen an den Unis an: Nur das Bachelorstudium sollte dann frei zugänglich sein, für Master- und PhD-Studien gelte dann ein "selektiver Zugang". Auch der Council plädiert für eine Verlagerung von Studienplätzen von Unis in Richtung FH sowie eine "Bündelung von Institutionen und Fachbereichen innerhalb und außerhalb des Wissenschaftssystems und eine bessere Abstimmung von Ressourcen, Zielen und Maßnahmen. Das gilt auch für die FTI-Ressorts in den Ministerien". (APA, 26.11.2015)