Linz – Oberösterreich hat eine Task Force zur Umsetzung der Bildungsreform eingesetzt. Sie soll aus "Fragezeichen Rufzeichen machen", wie der Landeshauptmannstellvertreter Thomas Stelzer (ÖVP) bei ihrer Präsentation am Donnerstag sagte. Oberösterreich meldet auch gleich Wünsche an: Sprengelfreiheit der Neuen Mittelschule, Einbindung der Schulpartner, Erhalt der Objektivierungsstandards oder Grenzen der Autonomie. Modellregionen will Stelzer "nicht oktroyieren".

Noch ist vieles an der Bildungsreform nicht im Detail klar, manches kann sich auch wegen nötiger Zweidrittelmehrheiten noch ändern. Dennoch soll die Task Force bereits einen Fahrplan erstellen, "damit wir dann rasch umsetzen können", sagt Stelzer. In dem Gremium sind neben ihm, Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer und Barbara Trixner, Leiterin der Gruppe Kinderbetreuung in der Direktion Bildung und Gesellschaft des Landes, auch die Präsidentin des Landesverbandes der Elternvereine an höheren Schulen, Jutta Tengler-Kropf, AHS-Landesschulsprecher Raphael Schicho sowie Lehrergewerkschafter Paul Kimberger vertreten.

Forderungen an Ministerium

Die Task Force soll die Auswirkungen der Reform auf Oberösterreich analysieren, Vorschläge für ein Mitspracherecht von Eltern und Schülern sowie ein Forderungspapier an das Bildungsministerium erarbeiten. Zudem werden drei Arbeitsgruppen eingesetzt, die sich mit den Bereichen frühkindliche Betreuung und Sprachförderung, Schulische Pädagogik sowie mit behördlichen und verwaltungsrechtlichen Fragen befassen.

In manchen Bereichen gebe es offene Fragen, etwa beim Geld: "Die Dinge, die im Papier stehen, können nur über Ressourcen in die Schule geholt werden", sagt Kimberger. "Wenn der Bund Dinge vorgibt, dann muss er auch Kosten übernehmen" – etwa beim zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr, findet Stelzer.

Gegen Abschaffung der Kollegien

Ein weiterer wichtiger Punkt ist für Stelzer, dass Eltern-, Schüler- und Lehrervertreter weiterhin eingebunden bleiben. Die Reform sieht ja den Wegfall der Kollegien im Landesschulrat vor, was Enzenhofer sogar als "Entdemokratisierung" wertet: "Man kann sagen, die Kollegien sind wie der Landtag zusammengestellt. Aber der ist von der Bevölkerung gewählt."

Bei der Schulautonomie sieht Enzenhofer Grenzen: Dass sich die Schulleiter ihre Lehrer selbst aussuchen können und nicht mehr zentral zugeteilt bekommen, könnte dazu führen, dass Lehrer für weniger angesehene Stadtviertel nicht zu bekommen sind und die Konkurrenz um Pädagogen mit selteneren Fächern größer werde.#

Zurückhaltung bei Modellregionen

An seinem Plan, Sprengelfreiheit für Neue Mittelschulen einzuführen, will Oberösterreich auch nach dem Start der Bildungsreform festhalten. Derzeit können Kinder nur in die Neue Mittelschule des Sprengels oder eine mit speziellem Schwerpunkt gehen, andernfalls sind größere bürokratische Hürden zu überwinden. Wie man die Sprengelfreiheit organisatorisch umsetzt, ist noch offen, ebenso, wie sie sich auf etwaige Modellregionen auswirken würde.

Bei Letzteren hält sich Stelzer generell zurück: Er stehe für die Vielfalt der Schule. Wenn es aber aus Regionen Wünsche nach einer Modellregion für eine gemeinsame Schule gebe, werden man sich diesen stellen. "Ein Aufoktroyieren wird es nicht geben", betonte er. (APA, 26.11.2015)