Drei Beispiele für Unternehmen mit einem hohen Grad an Mitsprache: Umantis, Kooperative Mondragón und Praemandatum.

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Das Beispiel vom selbstgewählten Chef liest man oft, wenn es um demokratische Unternehmen geht. Im Schweizer Unternehmen Umantis ist es Realität. Ein Wahlkampf, wie man ihn aus der Politik kennt, finde vor so einer Wahl aber nicht statt, sagt Mark Stoffel, der CEO. Der wichtigste Schritt sei dabei, dass sich alle unterhalten und gemeinsam die gewünschte Führungsrolle definieren. Die Frage laute dann, wer am besten helfen könne, die selbstdefinierte Strategie umzusetzen.

Demokratische Gehälter gibt es bei Umantis nicht. "Leider", bedauert Stoffel. Der Vorstoß wurde zwar gemacht, Kollegen seien bisher aber nicht mitgezogen. Auf Teufel komm raus alle Prozesse zu demokratisieren sei nicht pragmatisch – im Gegenteil. Hierarchien gibt es auch bei Umantis noch.

Die Wahl des Chefs ist trotzdem nur ein kleines Element der weitreichenden Mitbestimmung. Die komplette Rekrutierung liegt bei den Mitarbeitern. Deswegen haben sie auch die Pflicht, Mitarbeiter zu entlassen, wenn die Leistung nicht mehr passt.

Gemeinsam gegen die Krise

Ein Global Player der anderen Art ist im spanischen Baskenland beheimatet. Die von einem Priester gegründete Kooperative Mondragón gehört praktisch den Mitarbeitern, die über die Leistungen des Unternehmens – eigentlich ein Zusammenschluss von mehr als 100 Kooperativen – auf Generalversammlungen abstimmen.

Das Modell gerät besonders seit der Wirtschafts- und Finanzkrise ins Rampenlicht – anders als in anderen spanischen Unternehmen konnte Mondragón großteils ohne Entlassungen auskommen. Zwar wurden die Gehälter mehrmals gekürzt, daran beteiligte sich aber auch das obere Management. Mit teuren Autos sehe man hier niemanden, schreib der englische "Guardian" nach einem Besuch.

Auch eine Rezession in den 80ern überstand das genossenschaftliche Unternehmen leichter als andere. Der Grund dafür: Die Kosten während Krisen könnten in Mitarbeiterbetrieben gerechter auf alle Köpfe aufgeteilt werden, schrieb damals Kenneth R. Hoover, Professor an der Western Washington University.

Gleicher Stundenlohn für alle

Es gibt einige Unternehmen, die sich demokratisch organisieren, aber beim Geld ist oft Schluss mit dem Experiment. Praemandatum aus Hannover hat das umgesetzt. Beim Unternehmen, das andere in Sachen Datenschutz berät, hat man lange Diskussionen, wie das Geld unter der Belegschaft verteilt werden soll, ganz einfach gelöst: Die Satzung hält fest, dass alle Mitarbeiter denselben Stundenlohn erhalten, egal ob Marketing oder IT.

Diese Regel bleibt auch in finanziell turbulenten Zeiten aufrecht. Während der letzten Monate war bei Praemandatum Sparen angesagt. In einer internen Abstimmung beschlossen die rund 30 Mitarbeiter im Mai deswegen, im Notbetrieb zu arbeiten: Übergangsweise bekommt jeder Mitarbeiter sein Minimalgehalt, das, was er oder sie zum Überleben braucht. Klar war dabei für die Mitarbeiter, dass jemand mit Familie mehr Geld braucht als jemand, der in einer Einzimmerwohnung lebt. 90 Prozent der Teams seien sofort mitgezogen, erzählte eine Mitarbeiterin dem Magazin "Brand eins". Das zeige, dass die Strukturen ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen. (Lara Hagen, 30.12.2015)