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Die Villa Leopolda in Frankreich wurde 1902 vom damaligen belgischen König Leopold II. errichtet. Sie soll geschätzte 500 Millionen Euro wert sein.

Foto: EPA / MAXPPP / Eric Duliere

In den schönsten Ecken dieser Welt stehen Immobilien, die sich die Reichen und Schönen dieser Welt viele Millionen kosten lassen. Wobei: Auch die Makler in Australien, Großbritannien und Kanada reiben sich die Hände: Nach den Turbulenzen an den chinesischen Börsen legen immer mehr reiche Chinesen ihr Geld in ausländische, vermeintlich sichere Immobilien an. Und kaum zu glauben: In der afghanischen Hauptstadt Kabul residieren Neureiche neben einstigen Warlords in bonbonfarbigen Zuckerbäckervillen im Stadtteil Scherpur.

Belle Epoque

"Die Welt" hat jüngst eine Auswahl der teuersten Immobilien zusammengestellt. Da wäre etwa die Villa Leopolda in Villefranche-sur-Mer in Frankreich. Sie soll geschätzte 500 Millionen Euro wert sein. Eigentümerin ist die gebürtige Brasilianerin Lily Safra. Sie erbte die Luxusimmobilie von ihrem verstorbenen Ehemann Edmond Safra, einem Bankier. Das Gebäude ist im Belle-Epoque-Stil errichtet und umschließt rund 2.700 Quadratmeter einschließlich der Pavillons und Nebengebäude. Auf dem Grundstück befinden sich ein Schwimmbecken, eine Zypressenallee, Olivenhaine und ein acht Hektar großer Park sowie ein Hubschrauberlandeplatz.

Das wahrscheinlich teuerste Einfamilienhaus der Welt gehört dem indischen Milliardär Mukesh Ambani und steht in Mumbai. Laut dem "Forbes"-Magazin ist der 53-jährige Ambani auf Platz 39 der reichsten Menschen der Welt. Bau und Einrichtung der 173 Meter hohen Residenz in Mumbai sollen mehr als 752 Millionen Euro verschlungen haben. Der Wolkenkratzer verfügt über ein sechsstöckiges Parkhaus, Schwimmbäder, ein Kino, einen Tempel, eine Bibliothek, drei Hubschrauberlandeplätze. Auf den ausladenden Terrassen wurden große Gärten angelegt.

"Ultraluxus"

In New York nimmt der Immobilienwahnsinn kein Ende. In Manhattan schießen die Nobelwolkenkratzer weiter aus dem Boden, und die Mieten und Kaufpreise durch die Decke. Im Jänner wurde ein Penthouse im 89. und 90. Stock des Wolkenkratzers One 57, 157 West 57th Street, für 100.471.452 Dollar (rund 93,7 Millionen Euro) verkauft – New York knackte damit erstmals die 100-Millionen-Dollar-Marke. Seitdem ist die Immobilie Symbol für den umstrittenen Trend zum "Ultraluxus" in der Ostküstenmetropole.

New York, immer schon eine beliebte Spielwiese von Spekulanten, Projektentwicklern, Immobilienmogulen und Maklern, ist bei der internationalen Geldelite begehrt wie selten zuvor. Superreiche aus der ganzen Welt – egal ob Chinas neue Milliardäre oder Russlands alte Oligarchen – reißen sich um ihr Stück vom Big Apple. Luxusimmobilien wie One Riverside Park, One 57 und Hudson Yards sollen die Stadt noch schicker und prachtvoller machen.

Teures New York

Immer weniger New Yorker können sich New York leisten, wie diverse Studien belegen. Derzeit werden in Manhattan einer Analyse des Immobilienportals "The Real Deal" zufolge mehr Apartments mit Monatsmieten über 15.000 Dollar exklusiv von Maklern angeboten als unter 2.000 Dollar. Die Wohnungssuche ohne einen Vermittler, der Provision kassiert, ist sehr schwierig geworden.

Obwohl die Grundsteuer eine der wichtigsten Einkommensquellen der Stadt ist, wird der Bau von Ultraluxusobjekten großzügig gefördert. Beim Rekordkauf des One-57-Apartments fiel dem Analyseportal "Metrocosm" nach nur ein Ministeuersatz von 0,017 Prozent an, etwa ein Hundertstel der landesweiten Durchschnittsrate. So zahlen die wohlhabendsten Immobilieneigner in New York am wenigsten Steuern.

Kapitalverschiebung

Die Kursverluste an den chinesischen Börsen haben wieder zu einer Kapitalverschiebung geführt. Es gebe Anfragen von chinesischen Investoren, die ganze Wohnblöcke in London suchen, berichten Makler. Es geht vor allem um Spitzenobjekte im Wert von 25 bis 150 Millionen Pfund, berichtet Reuters.

Laut Brian Ward von Colliers International haben Chinesen im ersten Halbjahr 2015 rund fünf Milliarden Dollar in US-Häuser investiert. Im gesamten Jahr 2014 waren es rund vier Milliarden Dollar gewesen. Nach Australien und Kanada zieht es die Chinesen, weil dort die Währungen schwächeln. Dadurch werden die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Preise für Immobilien wieder etwas günstiger.

Erste finanzielle Schwierigkeiten

Gleichzeitig wurde in Kanada der chinesische Besitzer einer 26 Millionen Euro teuren Villa Anfang des Jahres zum Verkauf gezwungen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er das Anwesen illegal über eine Reihe von Strohfirmen gekauft hatte. Zudem wächst die Sorge, dass Anleger, die ihr Geld nicht rechtzeitig von den taumelnden chinesischen Börsen bekommen haben, eine Belastung für die Immobilienmärkte werden könnten.

Naomi Heaten von London Central Portfolio berichtet von Investoren, die den Kauf von Neubauten platzen ließen, weil ihnen das Geld ausgegangen war. Auch in Vancouver verzeichnen die Experten erste Ausfälle, wie Makler Andrew Hasman erzählt: "Letzte Woche rief mich ein Kollege an und wollte wissen, ob ein Verkäufer ein gerade erst eingefädeltes Geschäft zurücknehmen könnte, weil der Käufer Unsummen beim chinesischen Börsencrash verloren hat."

Leere Schlösschen

Selbst in Kabul gibt es – allerdings mittlerweile oft leerstehende – Prachtbauten: Gebaut wurden viele wohl mit Gewinnen aus dem Opiumboom, Bestechungs- oder sogar internationalen Hilfsgeldern. Die leerstehenden Schlösschen in Scherpur symbolisieren den Zustand der afghanischen Wirtschaft, die seit 2001 mit hunderten Milliarden Dollar Finanzhilfen gestützt wurde. Seit die Nato-Truppen abzogen und die Zukunft unsicher erscheint, schrumpft sie. Die Neureichen brachten ihr Vermögen nach Dubai, in die Türkei, Pakistan und Indien in Sicherheit.

Und wie ist die Situation in Österreich? Nicht zu vergleichen mit den horrenden Preisen an den Hotspots dieser Welt, berichten Branchenexperten. Christian Sommer, Geschäftsführer von Engel & Völkers, einem auf Luxusimmobilien spezialisierten Makler mit Büro in Wien, sagt, dass die Spitzenpreise im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen. Ab dann höre die Nachfrage eigentlich auf. Generell habe sich die Nachfrage etwas "abgeflacht", und die Preise, die bis 2010/2011 noch gezahlt wurden, seien heute kaum mehr zu erzielen. Ausreißer sei vielleicht Kitzbühel, wo das Preisniveau generell sehr hoch sei.

Der Markt habe sich jedenfalls beruhigt: Waren es in den Boomjahren noch 25.000 bis 30.000 Euro pro Quadratmeter, so sei man heute bei 15.000 bis 20.000 Euro pro Quadratmeter, so Sommer.

Keine Kompromisse

Peter Marschall, ebenfalls auf die Vermarktung von Luxusimmobilien spezialisiert, berichtet, dass die Hotspots in Österreich neben Wien in Salzburg, Kitzbühel, um den Wörthersee und im Salzkammergut liegen. Die Nachfrage sei nach wie vor gut, aber jene aus Russland und der Ukraine sei natürlich deutlich zurückgegangen. "Wien hat da sicher gelitten", so Marschall. Auch er nennt die Obergrenze bei etwa 20.000 Euro pro Quadratmeter. In Ausnahmefällen wie dem Goldenen Quartier am Wiener Kohlmarkt können es auch 30.000 Euro pro Quadratmeter sein.

Sandra Bauernfeind vom Vermittler EHL berichtet, dass die Nachfrage nach Luxusimmobilien in Österreich nach wie vor vorhanden sei, allerdings werde alles hinterfragt. Die Kunden seien zu keinen Kompromissen bereit – es muss ja eventuell nicht Wien sein, es kann ja auch München sein, wobei laut Bauernfeind in Wien vor allem die Sicherheit der Stadt sehr geschätzt werde. Die Sicherheit, sich frei bewegen zu können, sei schon ein Asset.

Bauernfeind will Luxus auch nicht mit Größe gleichsetzen. Es komme auf die Ausstattung und die Art der Immobilien an. Im ersten Wiener Bezirk gebe es ihrer Erfahrung nach zu wenige kleine Wohnungen. Im Vorjahr habe sie ein "Filetstück" um 25.000 Euro pro Quadratmeter vermittelt, aber das sei nicht alltäglich. (Claudia Ruff, Portfolio, 10.12.2015)