Das Bild zeigt H. angeblich in der Türkei

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Der spätere Selbstmord-Attentäter postete immer wieder Waffen

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Das letzte Foto von H., das öffentlich geteilt wurde

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Was sind das für Menschen, die wahllos unschuldige Mitbürger ermorden und in die Luft sprengen wollen? Wie vollzieht sich die Entwicklung vom Jugendlichen in Frankreich und Belgien zum Attentäter? Diese Fragen beschäftigen nicht erst seit den blutigen Anschlägen von Paris vor rund zwei Wochen die Öffentlichkeit. Nun ist das Facebook-Profil von einem der Selbstmordattentäter des 13. November aufgetaucht, das zahlreiche Einblicke in dessen Leben ermöglicht.

Bereits am 16. November hatte die Rechercheplattform Bellingcat einen Account entdeckt, der dem Terroristen Bilal H. zugeordnet werden kann. H. hatte sich am 13. November in der Nähe des Stade du France mit einer Sprengstoffweste in die Luft gejagt. Er hatte offenbar in das Stadion eindringen und zahlreiche Mitmenschen in den Tod reißen wollen. In sozialen Medien soll H. zuvor unter dem Pseudonym "Billy Du Hood" unterwegs gewesen sein.

Radikalisierung beobachtbar

Während H. früher laut Schulkollegen ein unauffälliger, nicht besonders religiöser Jugendlicher gewesen sein soll, begann er sich seit einigen Monaten zu radikalisieren. FirstDraftNews hat dazu Facebook-Kommentare von einstigen Freunden über H. zusammengetragen. Im Februar verbrachte er dann laut seiner Mutter Zeit in Syrien, wo er von der Terrormiliz "Islamischer Staat" ausgebildet wurde. Diese Entwicklung ist auch auf H.s Facebook-Profil nachzusehen. Dort sieht man H. auch im Sommer 2014 im Türkei-Urlaub, wenngleich nicht verifiziert werden kann, ob H. bereits damals auch nach Syrien gereist war.

Profil entfernt

Vor seiner Radikalisierung schien H. ein Fan von Alkohol und Marihuana zu sein: Darauf deuten zahlreiche Fotos und Memes auf seinem Facebook-Profil hin. Auch Waffen sind oft zu sehen, beispielsweise eine Kalaschnikow im Inneren eines unidentifizierten Hauses. Das letzte Bild vom 18. August 2015 zeigt H. mit ausgestrecktem Mittelfinger. Inzwischen ist das Profil von Facebook entfernt worden, ebenso wie zahlreiche andere Accounts mit Verbindung zum IS.

Neben der oberflächlichen psychologischen Einsicht, die diese Profile bieten, zeigen sie aber vor allem, dass Radikalisierung sehr wohl durch Geheimdienste bemerkt werden kann. Alle Fotos von H. waren öffentlich einsehbar. Natürlich gibt es zigtausende ähnliche Profile, von deren Inhabern nicht dieselbe Gefahr ausgeht. Dennoch sind die IS-Sympathisanten trotz Warnungen der Führungsspitze oft erstaunlich offenherzig im Umgang mit ihrer Radikalisierung. (red, 27.11.2015)