Die Zielpunkt-Pleite dürfte niemanden überraschen, der regelmäßig oder auch nur gelegentlich in der Supermarktkette einkauft. Es gibt gute, oft günstige Waren, und vor allem seit dem Einstieg der Pfeiffer-Gruppe im Jahr 2012 hat man als Kunde viel Bemühen bemerkt.

Aber das Sortiment ist schlechter als bei Billa und Spar, die Preise höher als bei Hofer und Lidl – und die Geschäfte ähnlich schlicht wie viele von Rewes Penny-Märkten. Wenn nicht gerade ein Zielpunkt am Weg liegt, gibt es keinen zwingenden Grund, gerade dort einzukaufen. Das war merkbar: Der größte Vorteil von Zielpunkt war, dass auch am Samstag die Schlangen kürzer waren als bei der Konkurrenz.

Duopol wird weiter wachsen

All das ist nun bald vorbei. Einige Zielpunkt-Filialen werden wohl von Rewe und Spar übernommen – eher Spar, der gerade in Wien stark expandiert –, andere werden geschlossen. Das Duopol der beiden Marktführer wird weiter wachsen, der Wettbewerb im Lebensmittelhandel schrumpfen. Allerdings: Auch Zielpunkt hat nicht viel dazu beigetragen, die informellen Preisabsprachen der Handelsriesen zu unterbinden. Das können höchstens die deutschen Diskonter Hofer und Lidl, und auch die machen bei vielen Produkten einfach mit.

Dem kann auch die Bundeswettbewerbsbehörde kaum Einhalt gebieten. Sie kann Rewe und Spar wegen vertikaler Kartelle zu hohen Strafzahlungen zwingen (bei Rewe freiwillig, bei Spar über ein spektakuläres Urteil des Kartellgerichts). Aber dass Milch, Butter, Wurst und dutzende andere Produkte überall ziemlich gleich viel kosten (und mehr als in Deutschland), dagegen kann sie mit rechtlichen Mitteln nicht vorgehen.

Platz im Qualitätsbereich

Das bedeutet allerdings nicht, dass es keinen Platz für neue Wettbewerber im heimischen Lebensmittelhandel gibt. Das Diskontsegment ist schon sehr dicht besetzt, aber im Bio- und Qualitätsbereich könnten neue Anbieter den Markt aufmischen.

Spar bemüht sich zwar mit seiner "Gourmet"-Linie und Billa mit "Corso", aber wirklich überzeugen können beide nicht, vor allem wenn es um das immer wichtigere Einkaufserlebnis geht. Auch im Onlinehandel tun sich die Platzhirsche schwer.

Weder Unimarkt noch M-Preis

Allerdings geht das nicht, indem man bestehende Ketten übernimmt, umbaut und anders einfärbt. Auch eine Ostexpansion von Pfeiffers oberösterreichischem Unimarkt oder dem Tiroler M-Preis hat wenige Erfolgschancen. Frische Handelskonzepte müssten von Grund auf aufgebaut werden, mit völlig neuen Marken, Teams und Zugängen.

Die Frage ist, ob Österreich die notwendigen Rahmenbedingungen für solche Unternehmensgründungen und -expansionen bietet. Auch wenn der Lebensmittelhandel ein besonders gefährliches Pflaster ist: Wenn es in zehn Jahren keine neuen Spieler in diesem Segment gibt, ist das ein Schwächezeichen für den Wirtschaftsstandort. (Eric Frey, 26.11.2015)