Das Kamptal ist auch ein beliebtes Erholungsgebiet.

Foto: Gamerith

Wien – Seit 1907 steht das Wasserkraftwerk Rosenburg im Kamptal. Der niederösterreichische Stromversorger EVN will es nun erneuern und ausbauen. Derzeit erzeugt Rosenburg Strom für rund 1.400 Haushalte, durch eine Modernisierung könnte die Kapazität verdoppelt werden, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach. Ein 1,6 Quadratkilometer großes Erholungsgebiet würde dadurch jedoch zur Baustelle. Ein zu hoher Preis, kritisieren Umweltschützer und haben die "Aktionsgruppe Lebendiger Kamp" gegründet.

Bis auf eine Bestandssanierung mit einem Austausch der Turbinen lehnt die Gruppe die Pläne der EVN, die im Besitz des Landes Niederösterreich ist, ab. Die Maximalvariante zum Ausbau des Kraftwerks würde den Staukamp von 700 auf 1.600 Meter verlängern. Die Flussstrecke unterhalb des Kraftwerks würde um bis zu eineinhalb Meter ausgebaggert, die Staumauer von vier auf sechseinhalb Meter erhöht werden. Dabei handelt es sich aber um eine von drei Varianten, die auf dem Tisch liegen, sagt Zach zum STANDARD.

Natura 2000-Gebiet

Naturschützer Matthias Schickhofer berät den WWF in dieser Angelegenheit. "Das Gebiet ist als Landschafts- und Europaschutzgebiet gewidmet", sagt er und betont, dass es sich um einen der letzten naturnahen Flüsse Österreichs außerhalb der Alpen handelt. In den Wäldern, Flüssen und Auen leben etwa Uhus, Schwarzstörche, Smaragdeidechsen, Eisvögel und Alpenböcke, sagt Umweltaktivist Werner Gamerith. Das mittlere Kamptal müsse daher "vor ökologischen Verschlechterungen bewahrt werden". Schon 1983 engagierte er sich erfolgreich gegen den Bau eines Kraftwerks in der ökologisch sensiblen Region.

Die Wasserrahmenrichtlinie der EU macht jedoch eine Veränderung notwendig: Bei Kraftwerken muss künftig mehr Wasser im Flussbett verbleiben. Die EVN rechnet, so Zach, mit bis zu zwanzig Prozent weniger Leistung. Anfang Dezember hofft Zach auf eine Entscheidung für eine Variante. Die Bedenken und Wünsche der NGOs und Anrainer sollen darin berücksichtigt werden.

Die Aktionsgruppe pocht auf eine reine Bestandssanierung ohne Ausbau. Sollte sich das für die EVN nicht mehr lohnen, wird eine Renaturierung empfohlen. "Der Abriss eines Wasserkraftwerks wäre vor der Klimakonferenz in Paris das falsche Zeichen", entgegnet Zach. (july, 26.11.2015)