Lake Louise/Wien – Vorrangiges Ziel für die Speed-Abteilung des norwegischen alpinen Ski-Herren-Teams ist der abermalige Gewinn der kleinen Kristallkugeln für Abfahrt und Super-G. Titelverteidiger Kjetil Jansrud (30) freut sich, dass Mannschaftskamerad und Freund Aksel Lund Svindal (32) wieder in den Kampf mit eingreift. "Überwacht" wird das Ganze von einem Steirer, Christian Mitter ist zum Cheftrainer aufgestiegen.

Als Technik-Trainer ist Mitter mit Henrik Kristoffersen in den Weltcup durchmarschiert und hat dort bereits große Erfolge gefeiert, seine Beförderung veränderte auch das Aufgabengebiet. "Bei so einem kleinem Team kommt alles zusammen, da hat man dann auch mehr am Computer zu tun. Aber ich versuche nach wie vor Trainer zu sein und mich darauf zu konzentrieren. Ich habe super Leute um mich", sagte Mitter im Gespräch mit der APA.

Ein Ramsauer im hohen Norden

Zu seinem Nachfolger als Techniktrainer ist Fabien Mazuir bestellt worden, der bereits seit einem Jahrzehnt im norwegischen System arbeitet. Reto Nydegger stieg vom Europacup-Chef zum Speedtrainer auf. Die Norweger setzen auf Kontinuität: Der Ramsauer Mitter arbeitet schon mehr als acht Jahre im hohen Norden, er lebt in Oslo und spricht die Landessprache.

Nur Weihnachten macht er traditionell Heimaturlaub in der Ramsau, mit dabei ist dann auch Vater Wolfgang Mitter, der 1999 bei der Nordischen WM in Ramsau OK-Chef war und mittlerweile als Alpin-Koordinator im russischen Verband arbeitet. Sowie Bruder Andreas Mitter, der Skisprungtrainer in Österreich ist.

Norwegens Speedpiloten haben im Sommer viele Schneetage zusammenbekommen. Dass Svindal nach seinem Achillessehnenriss wieder mit dabei ist, sei für die ganze Mannschaft wichtig, so Mitter. "Das Feuer bei ihm lodert auf jeden Fall, sonst täte er sich das nicht mehr an. Es ist super für ihn und für uns, dass er wieder da ist. Gewaltig! Weil er ein guter Skifahrer ist und ein guter Mensch", sagte der Chefcoach.

Wenn Svindal "Blauer Himmel, guter Schnee und gute Freude" twittert und dazu ein Foto von ihm und Jansrud auf Instagram postet, dann glaubt man dem Super-Elch, der drei Olympia-, acht WM-Medaillen und 25 Weltcuprennen gewonnen hat, sowie zwei große und neun kleine Kugeln daheim hat, aufs Wort.

Miteinander

"Wir können nur zusammen, unser Motto, unsere Kultur ist so, wir machen keine Extratouren. Jeder hat Eigenheiten und Spezialitäten, jeder kann vom anderen lernen. Wir reden extrem viel miteinander, wir forcieren, dass zusammen trainiert wird. Auch wenn Marcel (Hirscher/Anm.) oder wer da anderer Meinung ist, für uns geht es nur so. Das ist unsere Stärke, das behalten wir bei", erläuterte Mitter. "Wenn ich die Zimmer einteile, brauche ich nicht darüber nachdenken, wer mit wem. Da kann ich nach Alphabet oder Geburtstag vorgehen."

Jansrud hat bisher zehn Weltcup-Speedrennen gewonnen, gleich sieben davon 2014/15. Ursprünglich kommt er aber aus dem Technikbereich, begann 2003 im Weltcup mit Slalom und Riesentorlauf. Nach einem Versuch 2005 im Super-G nahm er diese Disziplin erst 2008 in sein Programm auf, ebenso wie die Abfahrt.

"In der Abfahrt hatte Kjetil vergangene Saison nach Gröden Schwankungen. Wir probieren ein paar Sachen, versuchen die Hebel anzusetzen, dass er ein noch besserer Skifahrer wird. Das geht auch über den Riesentorlauf. Man meint immer, er hat so viel Speed-Erfahrung, aber in den ersten fünf Jahren im Weltcup war er ein Slalom und Riesentorlauffahrer", erinnerte Mitter.

Jansrud hatte neben vier Abfahrts-Siegen und einem zweiten Platz in der vergangenen Saison auch drei "Streichresultate" (14, 17, 19) im Kampf um den Disziplinweltcup verbucht, womit er am Ende gegen den Salzburger Marcel Hirscher im Wettstreit um die große Kugel nicht bestehen konnte. "Wichtig ist, dass ich die schlechten Plätze wegbekomme", weiß deshalb auch Jansrud. Im Super-G war er jedoch die Konstanz in Person und immer in den Top sieben. (APA, 25.11.2015)