Berlin – Der Deutsche Journalistenverband (DJV) hat eine zunehmende Gewaltbereitschaft rechtsgerichteter Gruppen gegen Medienvertreter beklagt. Verbandschef Frank Überall sagte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur, er habe sich nie vorstellen können, einmal Angst bei der Ausübung des Berufs haben zu müssen: "Das kannte ich nur aus autoritären Regimen."

Früher seien Journalisten bei rechtsextremen Aufmärschen angeschrien und angepöbelt worden – "mittlerweile ist es wirklich so, dass einem das Mikrofon aus der Hand geschlagen wird, dass die Kamera geblendet wird, dass eine Kollegin in einen Hauseingang geschubst und bespuckt wird".

Nach Darstellung des DJV-Vorsitzenden führten Übergriffe und Morddrohungen von Rechtsextremisten bereits dazu, dass manche Journalisten nicht mehr in dem Bereich arbeiten wollten: "Das ist sehr schade, weil wir viele Kolleginnen und Kollegen brauchen, die Fakten sammeln, die Fakten prüfen auch in der rechtsextremen Szene, die erklären und die einordnen."

Insgesamt habe er den Eindruck, dass die Bürger wacher und kritischer geworden gegenüber journalistischer Arbeit, sagte Überall: "Nicht jeder, der 'Lügenpresse!' ruft, ist automatisch direkt rechtsextrem", sagte der DJV-Vorsitzende. Es gebe durchaus Menschen, die sich von den Medien "nicht mehr vertreten fühlen".

Unterdessen wurde ein neuer Fall von Gewalt gegen Journalisten bekannt. In Dresden wurde bei der Demonstration der fremdenfeindlichen und antiislamischen Pegida-Bewegung am Montagabend ein Kameramann verletzt. Nach Polizeiangaben wurde der 43-Jährige von Unbekannten geschlagen. Er wurde zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei stellte einen 28-jährigen Tatverdächtigen sowie zwei Begleiter. Es wurden Ermittlungen wegen Körperverletzung eingeleitet, wie die Polizei am späten Montagabend mitteilte. (APA/AFP, 24.11.2015)