Die kaum einen Millimeter kleinen Bärtierchen sind Weltmeister in Sachen Widerstandsfähigkeit. Das hat auch mit ihrer DNA zu tun.

Foto: : Frank Fox

Washington/Wien – Sie gelten als die Überlebenskünstler des Tierreichs: Die kaum einen Millimeter großen achtbeinigen Bärtierchen erinnern unter dem Mikroskop betrachtet an Bären und existieren so gut wie überall auf der Erde. Sie kommen im Hochgebirge auf 6000 Metern ebenso vor wie in Tiefseeregionen fast 5000 Meter unter dem Meeresspiegel, sie leben in der Tropenhitze des Äquators ebenso wie in eisigen Polargebieten oder in Wüsten.

Die Winzlinge sind nämlich kaum umzubringen: Man kann sie einfrieren und sogar kochen, sie überstehen auch die tausendfache Dosis jener Menge an radioaktiver Strahlung, die für den Menschen tödlich wäre. Das hat man unter anderem bei Weltraummissionen mit Bärtierchen herausgefunden, die im Englischen auch "moss piglets" heißen, also Moosferkel, weil sie gerne im Moos wohnen.

Es wurde auch schon beobachtet, dass Bärtierchen 120 Jahre lang in einem ungeöffneten Karton mit völlig ausgetrockneten Moosproben überstanden haben, und putzmunter waren, nachdem das Moos wieder mit Wasser versetzt wurde. Eine solche WIederauferstehung schaffen die Bärtierchen, indem sie sich im Extremfall zu winzigen Tönnchen zusammenziehen und ohne Stoffwechsel als Scheintote weiterleben.

US-amerikanische Biologen um Bob Goldstein (University of North Carolina in Chapel Hill) haben nun das Genom der Bärtierchen analysiert, um mehr über die genetische Grundlage ihrer extremen Resistenz herauszufinden. Dabei fanden die Forscher Erstaunliches heraus, wie sie im Fachblatt "PNAS" berichten.

Bärtierchen besitzen nämlich rund 17,5 Prozent "fremde" DNA. Das ist Erbsubstanz, die sie durch sogenannten horizontalen Gentransfer von Bakterien, Pflanzen oder Pilzen "übernommen" haben. Im Normalfall besitzen Organismen nur rund ein Prozent fremde Gene, bisheriger Rekordhalter waren die Rädertierchen mit nicht einmal 10 Prozent Fremd-DNA.

Die Forscher vermuten, dass die DNA der Bärtierchen bei extremen Stresssituationen im Tönnchenstadium zerbricht. Beim erneuten Zusammensetzen könnte dann fremde DNA leichter eingebaut werden. Das wirft nicht nur neues Licht auf die Widerstandsfähigkeit der Tiere, sondern auch auf Fragen der Evolution und Vererbung ganz allgemein. Denn allem Anschein nach wird DNA nicht nur vertikal von den Vorfahren der jeweiligen Art vererbt sondern eben auch horizontal, statt vom Baum des Lebens sollten wir womöglich eher vom Netz des Lebens reden. (tasch, 24.11.2015)