Die Vorsitzenden der jüdischen Gemeinden sowohl in Deutschland als auch in Österreich haben sich klar gegen die weitere Aufnahme von Flüchtlingen aus dem arabisch-jüdischen Raum ausgesprochen. Die gleichlautende Begründung sinngemäß: Diese Personen seien in ihren Heimatländern derart intensiv mit Antisemitismus indoktriniert worden, dass eine Gefahr für die Juden auf den früheren Schauplätzen des mörderischen Antisemitismus bestehe.

Das ist keine hysterische Übertreibung. Wer die Darstellung von Juden in arabischen Medien und vor allem Schulbüchern nur einigermaßen kennt, muss von einem gewaltigen Maß an Indoktrinierung ausgehen. Israel- und Judenfeindschaft waren jahrzehntelang offizielle Politik dieser Staaten und sind es noch.

Wahrscheinlich wird es zu De-facto-Obergrenzen kommen, weil der Widerstand gegen noch mehr Zuzug sonst zu groß wird. Aber viele sind schon da, und es ist eine legitime Frage, ob man kulturell-politische Haltungen, die wir mühsam und nur teilweise überwunden haben (darunter Antisemitismus), ungecheckt wieder durch die Hintertür einsickern lassen kann. Die Debatte über die für Flüchtlinge verpflichtenden "Werte" hat sich bisher auf Demokratie, Religionsfreiheit, Frauenrechte und Homosexualität konzentriert. Man wird das Thema Antisemitismus eindeutig in diesen "Wertekanon" aufnehmen müssen. (Hans Rauscher, 23.11.2015)