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Die Wiener Tochter der italienischen Unicredit, die Bank Austria, wird massiv an Geschäft und Bedeutung verlieren.

Foto: Reuters / Heinz-Peter Bader

Wien – Bis zu 1.500 Bank-Austria-Mitarbeiter werden heute, Dienstag, im Wiener Austria Center erwartet: Der Betriebsrat des Geldinstituts hat die Belegschaft zur Betriebsversammlung eingeladen. Der Anlass ist bekannt: Die italienische Mutter Unicredit hat angekündigt, das Osteuropageschäft (CEE), das derzeit noch zur Bank Austria (BA) ressortiert, abzuziehen und das defizitäre Filialgeschäft entweder zu verkaufen oder massiv zurückzufahren.

Tausende Beschäftigte sind in Österreich betroffen: Rund 700 arbeiten für die CEE-Sparte und rund 3.000 in den rund 220 Filialen. Das Retailgeschäft mit 1,6 Millionen Kunden hat der Bank per Ende September einen Verlust von 41 Millionen Euro beschert.

Beschlüsse für Streik und Co

Am Dienstagvormittag kommen in Wien alle Betriebsräte zur Beratung zusammen, um 16.30 Uhr dann die Mitarbeiter. Die Belegschaftsvertreter, von der Gewerkschaft unterstützt, rüsten sich für alle Eventualitäten. Da ja die Entscheidungen fürs Osteuropa- und Filialgeschäft noch nicht gefallen sind, werden sie sich Vorratsbeschlüsse der Belegschaft abholen. Sie sollen die Abhaltung von Mitarbeiterversammlungen in der Dienstzeit ebenso abdecken wie etwaige Streikmaßnahmen.

Sollte das CEE-Geschäft nach Mailand verkauft werden, haben die Mitarbeiter gemäß Bank-der-Regionen-Vertrag wenig Chancen zur Gegenwehr. Die besteht, wenn der Bereich abgespalten wird, in dem Fall müssen die Namensaktionäre Betriebsratsfonds und der Gemeinde Wien nahestehenden AVZ-Stiftung bei der Hauptversammlung anwesend sein. Über die komplexen Details dazu werden die Mitarbeiter am Dienstag informiert.

Osteuropa: Halbe Lösung möglich

Verhandlungsbereitschaft werden sie zeigen, sollte das CEE-Geschäft nur bilanzmäßig nach Mailand transferiert werden und Wien das "Kompetenzzentrum" für CEE bleiben – dann nämlich wären diese Jobs gerettet.

Die Filialbereinigung wird dagegen jedenfalls tiefe Einschnitte zur Folge haben und die Bank Austria zu einem Schatten ihrer selbst machen. Bawag-Aktionär Cerberus will das Filialnetz übernehmen und verhandelt immer noch mit den Italienern – Cerberus verlangt aber eine hohe Mitgiftzahlung. Hintergrund dafür ist die Personalstruktur der aus der Zentralsparkasse hervorgegangenen Bank Austria: Ein großer Teil der Mitarbeiter ist unkündbar.

Gravierender Umbau

Auch die "In-House-Lösung", die BA-Chef Willibald Cernko präferiert, wäre mit einem riesigen Mitarbeiterabbau verbunden. Mit Filialschließungen allein wäre es nämlich nicht getan. Die Bank müsste ihr Produktportfolio ändern und ihre Arbeitsprozesse umstellen. Auch das IT-System (kommt von den Italienern und war zuletzt recht fehleranfällig) muss erneuert werden – alles zusammen wird sehr viel kosten.

Viel Zeit bleibt Cernko nicht. Ende November soll er den Mailändern seinen Vorschlag zur Minimierung der Bank Austria präsentieren, Kunden und Mitarbeitern hat er Klarheit für Anfang Dezember versprochen. (Renate Graber, 23.11.2015