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In der ÖVAG gab es große Zweifel an der "Notwendigkeit der zugekauften Beratungsleistung".

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Wien – Die Vergangenheitsaufarbeitung im Volksbankensektor erlaubt tiefe Blicke ins Beraterwesen rund ums einstige Spitzeninstitut ÖVAG. Die von Business Valuation erstellte "Sonderuntersuchung" beschäftigt sich, unter anderem, mit Aufträgen an die Deutsche Bank (DB) – etwa rund um die ÖVAG-Tochter Kommunalkredit, die im Herbst 2008 verstaatlicht werden musste.

Der Auftrag ("Projekt Rio") bestand aus zwei Teilen. Im ersten nahmen die Berater Asset Screenigs und Liquiditätsanalysen vor, sie bekamen dafür fünf Mio. Euro. In Teil 2 ging es um die "Transaktion KA" (Kommunalkredit Austria), für die man eine Lösung suchte. Die Provision sollte auch fünf Mio. Euro betragen; lag aber wie berichtet "vollständig im Ermessen der Kunden" (ÖVAG und KA).

Involvierte ÖVAG-Manager hatten das verhindern wollen. In ihrer Vorversion zum Mandatsvertrag hieß es, das Honorar würde hinfällig, wenn es zu einer "gesetzlichen Verstaatlichung der ÖVAG oder ihrer Töchter kommt". Diese Formulierung, "die aus betriebswirtschaftlicher Sicht wesentliche Auswirkungen auf die Honorarverrechnung" gehabt hätte, wurde von der DB dann aber laut Gutachten "scheinbar bewusst nicht übernommen". Bezahlt wurde, wie berichtet alles – trotz Verstaatlichung.

Vollendete Tatsachen

Der ÖVAG-Aufsichtsrat war bei der Beauftragung übrigens "vor vollendete Tatsachen gestellt worden" (Gutachten). Bankchef Franz Pinkl hatte dem Gremium laut Sitzungsprotokoll erklärt, die diskretionäre Fünf-Millionen-Fee würde nur fällig, wenn es zu einer "Veräußerung der Kommunalkredit" käme. Das stand aber so nicht im Mandatsvertrag.

In der ÖVAG selbst gab es laut Dokumenten große Zweifel an der "Notwendigkeit der zugekauften Beratungsleistung". Für das "Liquiditätsmanagement" halte er keine externe Unterstützung für notwendig, hielt ein Treasury-Manager fest. Ein Stress-Szenario für die Liquidität zu erstellen, ebenso wenig: "Wir sind im ärgsten denkbaren Stress, welches Szenario wäre hier noch zu entwickeln?", fragte er rhetorisch. Auch das Asset-Screening stieß auf wenig Gegenliebe: "Für die ÖVAG-Assets brauchen wir die DB jedenfalls nicht. Die Bewertungen ... haben wir schon durchgeführt", mailten kritische Manager kurz vor Vertragsabschluss im Herbst 2008. Sollte man mehr davon brauchen, "haben wir genügend Angebote, die einen Bruchteil dessen kosten was ... DB verlangt".

Acht Monate nach Abschluss von Projekt Rio, im Juni 2009, als die DB erneut einen Auftrag bekommen sollte, erinnerte sich ein ÖVAG-Manager so zurück: "Die Erfahrung, die wir im Zuge des Projekts Rio mit der DB gemacht haben, waren ziemlich negativ. Hier gehören auch einmal die Grenzen aufgezeigt hinsichtlich Leistung und Gegenleistung. Würde mich nicht noch einmal über den Tisch ziehen lassen." (Renate Graber, 24.11.2015)