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Mit einem Neidvorwurf lässt sich jegliche Kritik wie mit einem Vorschlaghammer zerschlagen.

Foto: EPA/Carsten Rehder

Es gibt einen Trick, mit dem jede Kritik, sei sie nun berechtigt oder unberechtigt, mit dem Vorschlaghammer beiseitegedroschen werden kann, ohne dass man sich mit ihr auseinandersetzen müsste: den Neidvorwurf.

Das ist praktisch, weil man sich stante pede in die Opferrolle begeben kann, ohne den eigenen Auftritt vielleicht einmal hinterfragen zu müssen. Noch praktischer: Der Vorschlaghammer gilt für Akteure wie Fans gleichermaßen. Sie waren nicht glücklich, dass George W. Bush als Präsident der USA einen Bockmist nach dem anderen vollzogen hat, an dem die Welt bis heute kiefeln muss? Sie neideten ihm doch nur sein Amt und seine Würde! Was Bush als große, globale Katastrophe ausfüllt, füllt ein anderer auf europäischer Spezialkatastrophenebene ebenfalls gewissenhaft aus: Xavier Naidoo, der Gottseibeiuns der Schwulstsänger mit rechtsdrehend abdriftenden politischen Ansichten, hätte Deutschland beim Song Contest vertreten sollen.

Sie hielten ihn für eine umstrittene und nicht bestgeeignete Person, waren nicht happy mit dieser Entscheidung und dachten, es könnte gesangstechnisch betrachtet nach Cascada gar nicht schlimmer kommen? Naidoo sei eine verspätete Retourkutsche für Wurst? Sie Neidhammel! Mit dieser Missgunst wurde sein Beitrag nun verhindert, und die Chance, dass die besorgten Bürger sich von ihrem Land doch noch vertreten fühlen könnten, ist endgültig dahin. (Julya Rabinowich, 22.11.2015)