Nicholas Crawley und Elsa Benoit im Liebesrausch.

Foto: Karlheinz Fessl

Vor den Zauberkräften Oberons und den Irrtümern seines Dieners Puck gibt es in der Sonnwendnacht kein Entrinnen. Auch nicht in der Halle eines Landhauses, in der die unglücklichen Jungverliebten Hermia, Lysander, Helena und Demetrius zum Spielzeug der Geisterwelt werden. In Benjamin Brittens A Midsummer Night's Dream am Klagenfurter Stadttheater spukt es in englischster Manier, als hätte nicht der profilierte Immo Karaman, sondern Edgar Allan Poe inszeniert. Denn da wird, im unheimlichsten Dämmerschein und während der Sturm die Vorhänge wallen und die Bäume zum Fenster hereinstürzen lässt, in Wanduhren verschwunden und aus Kamintüren wieder aufgetaucht, dass jeder Glaube an einen guten Ausgang wackelt. Der kommt aber doch, und zwar nicht nur für die zwei Liebespaare, sondern für die ganze Produktion.

Dafür sorgen neben der eindrucksvollen Regie das sehr komplette Ensemble um Countertenor Yosemeh Adjei (Oberon) und Sopranistin Elsa Benoit (Tytania) sowie die restlose Einfühlung des britischen KSO-Chefs Alexander Soddy in die atmosphärisch so wunderbar ausdifferenzierte Partitur. Den im Bewusstsein gelegentlich erwachenden Archetypen, die im 1960 von Britten vertonten Shakespeare-Stoff alle unsere Beziehungen grundieren, verlieh der Komponist in der Orchestrierung der Passagen in der Feenwelt nämlich einen ambivalenten, zwischen Schönheit und Schauder wechselnden Ausdruck.

Karamans Regie hört hellwach auf diese Traummusik und entwickelt, etwa in der Liebesszene zwischen der verzauberten Tytania und dem zum sehenswert pelzigen Esel verwandelten Weber, höchst adäquate Bilder. Die warmen Streicherklänge der Liebespaare kulminieren in der hinreißenden Interpretation des Quartetts im zweiten Akt. Man spürt die Lust, mit der alle an der Arbeit waren, sie überträgt sich vollständig aufs Publikum. (elce, 20.11.2015)