Crowdfunding ist ein spannendes Konzept. Statt sich an konventionelle Geldgeber zu wenden, die ungewöhnliche Ideen oft aufgrund von Zweifeln an ihrer Massentauglichkeit ablehnen, können sich Unternehmen über Plattformen wie Kickstarter und Indiegogo Geld von Privatpersonen sichern. Viele interessante Videospiele und Technikprodukte sind auf diesem Wege bereits finanziert worden.

Allerdings bedeutet Crowdfunding auch Risiko. Nicht nur, weil mitunter Trittbrettfahrer versuchen, mit Fake-Projekten an das Geld leichtgläubiger User zu kommen, sondern weil auch mitunter seriösen Vorhaben das Geld schneller ausgeht, als gedacht. Einen solchen Fall erleben nun die Unterstützer der Selfie-Drohne Zano.

12.000 Unterstützer, 3,3 Millionen Euro

Der kleine Quadcopter des britischen Unternehmens Torquing Group versprach so einiges. Ausgestattet mit Kamera, LED-Blitz und Videolicht hätte sie hochauflösende Fotos und Videos zu einem vergleichsweise günstigen Preis liefern sollen. Nutzer hätten dazu nicht einmal großartig Flugübungen veranstalten müssen, da das Gerät auch autonom fliegen und auf Gesten reagieren hätte sollen.

Über 12.000 Unterstützer fand das Vorhaben, das damit einige Zeit sogar zur erfolgreichsten europäischen Kickstarter-Kampagne wurde. 125.000 Pfund hatte Torquing als Mindestziel ausgegeben, 2,34 Millionen – rund 3,3 Millionen Euro – wurden es schließlich.

Von der Lieferverzögerung zur Liquidierung

Ursprünglich hätte Zano im vergangenen Juni ausgeliefert werden sollen, doch dieses Ziel verfehlten die Entwickler. Erst im Oktober lieferte man ein weiteres Update hinsichtlich der Liefersituation. Bis dahin waren gerade einmal 600 von über 15.000 angeforderten Drohnen ausgeliefert worden – und diesen fehlten noch dazu einige Funktionen, die man via Software-Update nachliefern wollte.

Der neue Plan, begründet durch "unvorhersehbare Verzögerungen", war es, die restlichen Flugroboter zwischen Anfang Dezember und Mitte Februar auszuliefern. Anfang November ging schließlich der Chefentwickler von Bord. Aus gesundheitlichen Gründen und wegen unüberbrückbarer Differenzen, wie er gegenüber der BBC erzählt.

Doch es bleibt beim Konkunktiv, abseits der rund 600 Glücklichen wird niemand mehr eine Zano-Drohne erhalten. Wie das Unternehmen nun in einem kurzen Statement bekannt gab, musste man Insolvenz anmelden.

Nur 600 Kameradrohnen wurden ausgeliefert und ließen zahlreiche Features vermissen.
Foto: Torquing

Insolvenzverwalter übernimmt

"Die Vorstandsmitglieder haben die technische, kommerzielle und finanzielle Machbarkeit von Zano sorgfältig berücksichtigt. Nach Evaluierung aller bekannten Optionen und professioneller Beratung haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, [das Unternehmen] zu liquidieren", heißt es in dem Schreiben. Alle Gläubiger sollen bald von einem Insolvenzverwalter kontaktiert werden, man sei extrem enttäuscht von diesem Ende. Mittlerweile ist auch schon die Firmenwebsite offline gegangen.

Totalausfall möglich

Ab rund 200 Euro hatten Unterstützer einst eine der Drohnen anfordern können. Eine vollständige Rückerstattung dürfte aufgrund der finanziellen Situation unwahrscheinlich sein, schreibt Golem. Torquing muss vorher noch Mitarbeiter auszahlen sowie Steuern und Abgaben begleichen.

Kickstarter-Nutzer agieren zudem als nachrangige Investoren, stehen in der Abgeltung von Ansprüchen also hinter anderen Gläubigern an. Ob und wie viel sie von ihrem Geld wiedersehen werden, steht wohl erst in einigen Wochen fest. Auch ein Totalausfall ist nicht ausgeschlossen. (gpi, 20.11.2015)