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Harald Wurm steht unter Verdacht.

Foto: APA/Gindl

Wien/Innsbruck – Die Erhärtung eines Verdachts ist mitunter eine langwierige Angelegenheit. Im Fall Harald Wurm dauerte es etwas weniger als drei Monate. Am 25. August war beim Langläufer wegen Dopingverdachts eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden. Der österreichische Skiverband untersagte dem 31-jährigen Tiroler daraufhin die Teilnahme an Trainingskursen und ersuchte die zuständige Staatsanwaltschaft Innsbruck um Akteneinsicht. Die ward nun gewährt, und "der Verdacht wurde erhärtet", sagt Markus Gandler, der für den Langlauf zuständige Rennsportdirektor des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Ins Detail wollte der Staffelweltmeister von 1999 nicht gehen, schließlich handle es sich um ein laufendes Verfahren. Und natürlich gilt die Unschuldsvermutung.

Dürre Aussendung

Dem Vernehmen nach sollen im Wurm'schen Haushalt Utensilien gefunden worden sein, die auf Blutdoping schließen lassen. Darüber hinaus seien diese Utensilien Wurm eindeutig zuordenbar. Stimmt das, liegt der ÖSV wohl richtig in seiner per dürrer Aussendung kundgetanen Einschätzung, "dass Wurm mit einem Dopingverfahren zu rechnen hat". Jedenfalls wurde der Athlet, der in einer Stellungnahme für die Austria Presse Agentur von einer Vorverurteilung sprach, vom ÖSV suspendiert. Cheftrainer Gerald Heigl, dessen Name ebenfalls in der Ermittlungsakte aufscheint, hat durch seinen Anwalt die Einstellung des Verfahrens beantragt. Und er stellte seine Tätigkeit bis zur Klärung ruhend, "um die Mannschaft und den Verband nicht zu belasten".

Wurm führt ins Treffen, dass keine einzige positive Dopingprobe vorliege. Ein Verfahren der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada), die seinerzeit die Hausdurchsuchung nach einem anonymen Hinweis angeregt hatte, ist daher gar keine ausgemachte Sache. Man werde nach Beurteilung der polizeilichen Ermittlungsakten zeitnah entscheiden", sagte Nada-Sprecher David Müller.

Gandlers Dilemma

Rennsportdirektor Gandler steckt in einem Dilemma, das für Heigl wohl in noch größerem Ausmaß gelten dürfte. Ihnen wird je nach Nähe zum Athleten bei jedem mutmaßlichen oder tatsächlichen Dopingfall eine gewisse Mitwisserschaft unterstellt. Das war zuletzt schon bei Johannes Dürr so, der sich vor den Olympischen Spielen in Sotschi illegal gestärkt hatte und gesperrt worden war. Gandler, der stets seine enge Zusammenarbeit mit Franz Schwarzenbacher, dem Leiter des Dopingreferats im BKA betont, hat die Verdächtigungen satt, möchte kurz vor Anheben der Weltcupsaison "nicht einfach davonlaufen". Allerdings ist sich der 49-Jährige auch bewusst, dass es so nicht weitergehen kann. "Wir brauchen noch härtere Sanktionen wie Schadenersatzforderungen. Man müsste Verträge ausarbeiten, wie sie die Radprofis haben."

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der nicht an eine Ablöse Gandlers denkt, wird auch nicht den Stab über der Sparte Langlauf brechen, wie er nach dem Auffliegen von Dürr ventiliert hatte. "Der Langlauf ist die Basis für vieles", sagt Gandler. (Sigi Lützow, 19.11.2015)