Erowid hat Informationen zu mehr als 350 Substanzen zusammengetragen

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Die Weisheit der Erde: So lässt sich das altertümlich Wort "Erowid", das aus der keltischen Sprachgruppe stammt, ungefähr übersetzen. Als "Earth" und "Fire", ein nur unter ihren Pseudonymen bekanntes Paar, auf dieses Wort stießen, war ihnen klar, wie ihre Website über Drogen heißen soll. Mittlerweile ist "erowid.org" mit mehr als 17 Millionen Besuchern jährlich die größte Website der Drogenszene. Sie gilt als "Wikipedia der Drogen", da sie Informationen aus vielen Quellen zusammenträgt und so "authentische Berichte" über Substanzen veröffentlichen möchte.

Keine Infos zu Drogengebrauch abrufbar

Heuer feiert die Seite ihr 20-jähriges Jubiläum. "Earth" (ein Mann) und "Fire" (eine Frau) haben sich während ihres gemeinsamen Studiums kennengelernt. Bekannte hatten ihnen vorgeschlagen, doch einmal LSD zu probieren. Ohne Vorsichtsmaßnahmen war das für die beiden komplett ausgeschlossen: Daher beschloss Fire, Informationen zur LSD-Nutzung zusammenzutragen. Sie bemerkte, dass in klassischen Bibliotheken kaum nützliche Hinweise zu finden waren. Die Regierungsbehörden setzten damals in den USA außerdem auf eine sehr restriktive Drogenpolitik. Vor den Substanzen wurde nur gewarnt, Informationen über sicheren Gebrauch gab es keine.

Tech-Hippies

Deshalb beschlossen Earth und Fire, eine E-Mail-Liste zu gründen, auf der Informationen über Drogen ausgetauscht wurden. Daraus entwickelte sich Erowid, mit dem die beiden mittlerweile ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Sie bezeichnen ihre Seite als "Non-Profit" im Bildungsbereich, seit dem Jahr 2000 wurden mehr als 100.000 Erfahrungsberichte eingesandt. Erowid bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen dem Establishment und der Drogenszene, wie der New Yorker beschreibt. Anfangs hatten die beiden große Angst, Behörden würden ihre Seite sperren. Noch heute verbrennen sie Briefumschläge mit Adressen, wenn sie Post von ihren Unterstützern erhalten. Earth und Fire sehen sich beide als "Tech Hippies".

Ressource für Ärzte

Doch auch auf der "anderen Seite" wird Erowid mittlerweile genutzt. Nationale Drogenstellen vertrauen auf die Website, um neue Trends festzustellen. Notärzte können mehr Informationen über Substanzen oder Codenamen herausfinden, wenn ihre Patienten überdosiert haben. Erowid wird dabei als seriöse Quelle angesehen. "Sie btreiben einen großen Aufwand, akkurat zu sein", sagt etwa die Toxikologin Erin Artigliani zum New Yorker. US-Behörden fürchten allerdings, dass Erowid Nutzer zur Drogennutzung ermuntert – auch wenn die Seite immer wieder Warnungen anzeigt.

Missbrauch verhindern

In Wien gibt es mit dem Projekt "Check It!" eine ähnliche Initiative: Zahlreiche Informationen sind abrufbar, außerdem können Drogen anonym vor dem Gebrauch auf Verunreinigungen getestet werden. Eine liberale, offene Drogenpolitik wird von zahlreichen Gesundheitsexperten als sinnvoll erachtet, da so Überdosierungen und falsche Einnahmeweisen verhindert werden können. Für das Netz steht Erowid wie keine zweite Website für diesen Gedanken. Earth und Fire, die Betreiber, nehmen Drogen übrigens selbst nur äußert selten. Denn, so Earth zum New Yorker: Eine Überdosis bei einem der beiden hätte horrende Folgen für die Website. (fsc/red, 13.12..2015)