Neue Leiterin des Robert-Musil-Instituts: Anke Bosse.


Foto: Romy Müller

Klagenfurt – Wer per Bahn nach Klagenfurt kommt, sieht vis-à-vis die Porträts Robert Musils, Ingeborg Bachmanns und Christine Lavants. Die Landeshauptstadt bezeichnet sich gerne auch als Literaturhauptstadt. Der etwas gewagte Anspruch soll jetzt mit den vereinten Kräften des Landes, der Stadt, der Universität und des Robert Musil-Instituts unter seiner neuen Leiterin Anke Bosse noch besser begründet werden.

Lesungen sollen durch eine stärkere Einbindung der Sparten Musik, Kunst und Film ein breiteres Publikum erreichen, Ausstellungen sollen interaktiver und teils mit Workshops verbunden werden, durch Praktikantenstellen soll die Einbindung der Studentenschaft erhöht werden, und rund um das Klagenfurter "Alleinstellungsmerkmal Bachmann-Preis" (Bosse) soll die Literatur die ganze Stadt vom Lendkanal über den Uni-Campus bis zum Wörthersee-Strandbad bespielen.

Erhöhungen trotz Sparkurses

"Kärnten hat ein starkes Literaturherz, das wird auch seitens des Landes seit Kurzem wieder gewürdigt", stellt sich Kulturlandesrat Christian Benger hinter den "Neustart" des Musil-Instituts. Trotz Sparkurses wurde der Landesansatz für die Ankäufe von Nach- und Vorlässen auf 160.000 Euro erhöht. Benger sieht es als "kulturelle Verpflichtung des Landes, den Fortbestand namhafter Institutionen zu sichern, und dazu zählt das Musil-Institut". Bei der Vorstellung der neuen Leiterin am Mittwoch bedankte sich der Landesrat aber auch bei dem Germanisten Klaus Amann, der das Haus 1997 mitinitiiert und 17 Jahre geleitet hat.

Die in Hannover geborene Anke Bosse studierte in Göttingen, München und Avignon und ist international vernetzte Nachlass-Expertin. Sie lehrte u. a. in Genf und Malmö neuere deutsche Literatur. 2006 heiratete sie den Kärntner Architekten Dietmar Kaden. Seit 1. Oktober lehrt sie an der Klagenfurter Alpen-Adria-Universität Literatur ab der Goethezeit mit dem Schwerpunkt "Österreichische Gegenwartsliteratur".

Weil die "Demokratisierung des Wissens" ein Grundanliegen der kulturwissenschaftlichen Fakultät in Klagenfurt ist, freut sich auch deren Prodekanin Alice Pechriggl über den gemeinsamen Aufbruch zum Publikum. Durch ihre Beziehungen zu Frankreich und der französischsprachigen Schweiz gewährleiste Bosse auch die Einbringung der dortigen Traditionen der Literaturvermittlung. (Michael Cerha, 18.11.2015)