Daniela Kraus, Geschäftsführerin des fjum_forum journalismus und medien wien.

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Am Podium diskutierten (v.l.): Rainer Nowak ("Presse"), Alexandra Föderl-Schmid (STANDARD), Heinz Faßmann (Uni Wien), Moderatorin Angelika Simma (Caritas Österreich) und Christian Rainer ("Profil").

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Für Journalistinnen und Journalisten ist der richtige Umgang mit Flüchtlingen alles andere als leicht: Wo liegen die Trennlinien zwischen distanzierter Berichterstattung und sozialem Engagement? Wie sollen wir umgehen mit Hasspostings und Filter-Bubbles? Über die "Herausforderungen des Journalismus unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise" diskutierten zuletzt österreichische Chefredakteure im Rahmen einer VÖZ-Veranstaltung.

Ein wichtiger Aspekt kam nur am Rande zur Sprache: STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid erwähnte den Trend hin zum "konstruktiven Journalismus". Im Diskurs um konstruktiven Journalismus – populär gemacht in Europa vom Chefredakteur des Dänischen Rundfunks, Ulrik Haagerup – geht es darum, nicht nur über Krisen und Katastrophen zu berichten. Stattdessen sollen auch positive Entwicklungen zum Thema gemacht und Lösungsansätze präsentiert werden – nicht zuletzt deshalb, weil das Publikum der negativen Nachrichten überdrüssig ist.

Gerade die aktuelle Refugee-Berichterstattung ist geprägt von Krisenrhetorik. Im Zusammenhang mit Terrorangst wird sie manchmal sogar zur Kriegsrhetorik. Constructive Journalism könnte diesem Trend entgegensteuern. Eine lösungsorientierte Berichterstattung könnte neue Blickwinkel aufzeigen und die Angst vor Migration lindern. Warum nicht über Start-Ups berichten, die neue Ansätze in der Entwicklungshilfe präsentieren? Oder über innovative Ansätze im Management von Flüchtlingscamps? Kilian Kleinschmid, bekannt als "Löwe der Wüste" und "Bürgermeister" des 100.000 Personen-Camps Zaatari in Jordanien und Berater der Bundesregierung für Traiskirchen, hat kürzlich in Wien die "Innovation and Development Agency" gegründet. Dort werden unter anderem DIY-Labs unterstützt, die die kostengünstige Anfertigung von 3D-Druckern für die Herstellung von Prothesen für Kriegsversehrte ermöglichen. Oder Know-how-Transfer innovativer Stadtentwicklungsideen in Krisengebiete unterstützt. Die Universität Oxford wiederum erforscht und sammelt im "Humanitarian Innovation Project" ganz neue Ansätze im Umgang mit Flucht und Migration: Wirtschaftssyteme in Refugee Camps, Community Building, Wasseraufbereitung sind nur einige Themen, die dort diskutiert werden. Es gäbe jede Menge spannende Geschichten, die zu einer konstruktiven Debatte beitragen können – kaum ein Thema eignet sich dafür so gut wie Migration. (Daniela Kraus, 18.11.2015)