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Nachdem diese Flüchtlinge die griechisch-mazedonische Grenze nahe der Stadt Gevgelija passiert haben, machen sie sich auf den Weg in Richtung Serbien.

Foto: AFP / Dimitar Dilkoff

Ein bisschen eifersüchtig sind manche hier schon auf die Flüchtlinge. Denn viele Südosteuropäer haben in den vergangenen Jahren das Leben in Deutschland und Österreich zumindest "gekostet", als sie um Asyl ansuchten, bevor sie wieder abgeschoben wurden. Der 21-jährige Ardian B. war etwa eineinhalb Jahre in Niederösterreich. Jetzt lebt er davon, Flüchtlinge in die Busse hier an der mazedonisch-serbischen Grenze zu schicken. Vom Busfahrer bekommt er für jeden Flüchtling fünf Euro.

Mazedonien ist das Land, an dessen Grenze möglicherweise Flüchtlinge künftig zurückgewiesen werden können. Denn die Grenze zu den Nachbarn Griechenland, Bulgarien, Kosovo und Albanien ist viel leichter zu sichern als die griechische Grenze zur Türkei. Nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats am Sonntag hat der mazedonische Präsident Gjorge Ivanov der Armee angeordnet, Barrikaden und Zäune an der Grenze zu errichten. Damit haben die mazedonischen Behörden auch am Donnerstagfrüh begonnen – mit der Errichtung eines "Drahthindernisses" in der südlichen Grenzstadt Gevgelij.

Die allermeisten Flüchtlinge kommen seit Frühling über Griechenland zum Grenzübergang Gevgelija und fahren dann weiter an die serbische Grenze. Der Nationale Sicherheitsrat stellte klar, dass Mazedonien nur dann die Zäune und Barrikaden nutzen werde, wenn andere Staaten "in beträchtlichem Ausmaß" den Zustrom von Migranten beschränken sollten. In diesem Szenario nimmt man an, dass Deutschland, Österreich und Slowenien nur mehr etwa 2000 Flüchtlinge pro Tag aufnehmen werden. Und um zu verhindern, dass massenhaft Flüchtlinge im eigenen Land "steckenbleiben", will man den Zustrom aus dem Süden begrenzen.

Geheimdienst einsetzen

Slowenien hat bereits angefangen, Zäune zu bauen. Auch in Serbien denkt man bereits laut darüber nach. Belgrad will vor allem verstärkt Geheimdienste einsetzen, um radikale Islamisten aus den Flüchtlingsgruppen herauszufiltern. Das kleine und arme Mazedonien betont zurzeit, dass man die Grenzen nicht schließen, sondern bloß die Asylsuchenden zu den Übergängen hinführen wolle.

Wie Slowenien spricht man von Steuerung. Im Klartext bedeutet der Grenzzaun aber: Man will vermeiden, dass die Flüchtlinge, falls die Grenzen von Norden nach Süden dichtgemacht werden, von der etablierten Fluchtroute abweichen und irgendwo durchs Niemandsland nach Mazedonien kommen. Dies geschieht nämlich seit Monaten. Vor allem Flüchtlinge, die sich nicht registrieren lassen wollen, vermeiden den Grenzübergang in Gevgelija.

Außenminister Nikola Poposki hat bereits erwähnt, dass Mazedonien dem ungarischen Beispiel folgen könnte – dies hieße, die Grenze ganz zu schließen. In einem solchen Fall könnten die Flüchtlinge versuchen, über Griechenland nach Albanien zu kommen und dann über Montenegro nach Kroatien. Kroatien will aber – wegen der Touristen – unbedingt vermeiden, dass die Flüchtlinge die Küste entlang reisen. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass sie eher über Albanien mit dem Schiff nach Italien kommen.

Militär an die Grenze

Mazedonien hat bereits im Sommer Militär an der Grenze eingesetzt. Dies könnte nach den neuesten Plänen wieder geschehen. Immer wieder üben Sicherheitskräfte in Gevgelija auch Gewalt aus, um die Flüchtlinge zurückzudrängen. Doch je größer das politische Bestreben ist, die Flüchtlingsbewegungen nach Mittel- und Westeuropa zu verlangsamen, desto schneller und vehementer versuchen die Flüchtlinge – die fürchten, nicht mehr nach Deutschland zu gelangen – weiterzureisen. (Adelheid Wölfl, 19.11.2015)