Wien – Die gerichtlichen Streitigkeiten rund um das Wiener Stadthallenbad könnten bald um ein Verfahren reicher sein: Der gekündigte und mit Millionenforderungen der Stadt konfrontierte Generalplaner Georg Driendl holt zum Gegenschlag aus und bereitet eine Gegenklage vor. So will er sich erlittene Umsatzrückgänge infolge der inzwischen jahrelangen Causa zurückholen, sagte er am Dienstag vor Journalisten.

Der Architekt war als Generalplaner für die Renovierung des 1974 eröffneten und von Roland Rainer erbauten Stadthallenbads engagiert worden. Das Großprojekt lief jedoch völlig aus dem Ruder, Driendl wurde für diverse Verfehlungen – u.a. die undichten Becken – verantwortlich gemacht und gekündigt. Er wies die Verantwortung stets von sich und klagte darüber hinaus ausständige Honorare in Höhe von 800.000 Euro ein. Die Stadt wiederum stellte Gegenforderungen, die inzwischen bei 13,3 Mio. Euro liegen, wie der frühere Generalplaner heute vorrechnete.

Langer Rechtsweg

Die Sache beschäftigt seit längerem das Gericht. Der Prozess werde bis zur erstinstanzlichen Entscheidung aber noch bis zu fünf Jahre dauern, schätzte Driendl-Anwältin Petra Rindler. Eine Zeitspanne, in der es für den Architekten ums ökonomische Überleben geht. Denn die – aus seiner Sicht unrechtmäßigen – Vorwürfe schädigen das Geschäft: "In Wien ist es für uns vorbei."

Neben Stammkundschaft aus Westösterreich konzentriere man sich jetzt mehr auf Aufträge im Ausland, wo die Causa Stadthallenbad nicht bekannt sei. Driendl wirft der Stadt vor, ihn durch die Millionenforderungen vorsätzlich in den Ruin treiben zu wollen: "Man macht das, damit der Driendl irgendwann k.o. ist." Laut eigenen Angaben liegen seine Jahresumsätze zwischen 500.000 und einer Million Euro.

Unklare Höhe

Um nicht zuletzt seine finanzielle bzw. unternehmerische Zukunft abzusichern, will Driendl den "künstlich in die Höhe getriebenen Forderungen" der Wiener Sportstätten GmbH nun mit einem gerichtlichen Gegenschlag begegnen. Konkret werde eine Klage vorbereitet, mit der er sich die infolge der Anschuldigungen entstandenen Umsatzrückgänge von der Stadt zurückholen will. Um welche Summe es gehen könnte, konnte der Architekt heute mit Verweis auf noch zu erledigende Berechnungen nicht sagen. Nur soviel: "Sie wird wesentlich höher sein als die 800.000 Euro Honorarforderungen."

Um den angestrebten Prozess stemmen zu können, sucht Driendl derzeit nach einer Art Sponsor. Dabei gehe es um einen Partner, der das Verfahren finanziell unterstütze und im Gegenzug einen Anteil an der erstrittenen Summe einbehalte, erklärte Anwältin Rindler. Laufende Gespräche seien "sehr aussichtsreich", versicherte der Architekt.

Gutachten erzeugt Rückenwind

Rückenwind verspürt er durch ein erst kürzlich an die Öffentlichkeit gedrungenes gerichtliches Sachverständigengutachten. Durch dieses sieht sich der Generalplaner in wesentlichen Punkten entlastet. Darin wird nämlich unter anderem festgehalten, dass dieser alle Maßnahmen ergriffen habe, um etwa die Dichtheit des Beckens zu gewährleisten. Außerdem seien "die Grundlagen für die Sanierung des Stadthallenbades bei Ausführungsbeginn nicht gegeben" gewesen. Sprich: Die Stadt soll bei der Vorplanung grobe Fehler gemacht haben.

Mit hohen Forderungen seitens der Stadt hat neben dem Generalplaner offenbar auch jene Firma, die die örtliche Bauaufsicht bei der Badsanierung innehatte, zu kämpfen. Sie hatte laut "Presse" (Dienstagsausgabe) ebenfalls ausständige Honorare von 700.000 Euro eingeklagt. Seitens der Wiener Sportstätten seien daraufhin Forderungen in Höhe von 2,2 Mio. Euro infolge von angeblichen Fehlleistungen gestellt worden, heißt es in dem Bericht. (APA, 17.11.2015)