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Bis Ende August nahmen laut Sozialministerium 919 Personen Pflegekarenzgeld in Anspruch.

Foto: APA / Sebastian Kahnert

Wien – Fast zwei Jahre nach Einführung des Pflegekarenzgelds und der Möglichkeit zur Pflegeteilzeit ist deren Inanspruchnahme überschaubar. Das geht aus einer Anfragebeantwortung von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Die beiden Modelle für die Pflege Angehöriger waren am 1. Jänner 2014 eingeführt worden.

Demnach bezogen 1.261 Personen im Vorjahr Pflegekarenzgeld; die meisten in der Steiermark (265), gefolgt von Niederösterreich (245) und Oberösterreich (225). Dann folgen mit Abstand Wien (153) und Kärnten (103). Die wenigsten Bezieher gab es in Vorarlberg (53). Dieses Jahr nahmen bis Ende August laut Sozialministerium 919 Personen Pflegekarenzgeld in Anspruch. Die meisten waren es in Niederösterreich, insgesamt blieb die Verteilung auf die Bundesländer im Grunde ähnlich. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es rund 450.000 Pflegegeldbezieher in Österreich.

70 Prozent Frauen

Rund 70 Prozent der Beziehenden sind nach Angaben des Sozialministeriums Frauen. Die Dauer beträgt im Schnitt 83 Tage bei einem Durchschnittsbezug von rund 28 Euro pro Tag.

Deutlich geringer ist die Zahl der Menschen, die in Pflegeteilzeit gehen. 122 Personen machten 2014 davon Gebrauch, die meisten in Ober- und Niederösterreich (35 und 31 Personen). Von Anfang Jänner bis Ende August 2015 gingen 57 Menschen in Pflegeteilzeit. Hier liegt der Frauenanteil etwas höher: Rund drei Viertel der Beziehenden waren weiblich.

"Dringendes Anliegen"

Hundstorfer gab an, dass es ihm "ein dringendes Anliegen" sei, "Menschen umfassend über die bestehenden Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Unter diesem Aspekt freut es mich besonders, dass die Plattform für pflegende Angehörige, pflegedaheim.at, nunmehr im Zuge der letzten Novelle des Bundespflegegeldgesetzes gesetzlich verankert wurde." Die Seite sei als Informationsdrehscheibe zu Pflege zu Hause gedacht und biete Basisinformationen zu diversen Aspekten.

Grüne fordern Rechtsanspruch

Grünen-Sozialsprecherin Judith Schwentner, die die Anfrage an Hundstorfer gestellt hatte, sieht angesichts der Zahlen eine "geringe" Inanspruchnahme der Angebote und fordert erneut einen Rechtsanspruch auf Pflegekarenz und -teilzeit. Diesbezüglich stellte Hundstorfer in der Anfragebeantwortung fest, dass bei Einführung der Pflegekarenz beziehungsweise Pflegeteilzeit in den Sozialpartnergesprächen "keine Einigung zugunsten eines Rechtsanspruchs erzielt werden" konnte. (Gudrun Springer, 17.11.2015)