Der Sänger der Berliner Band Die Ärzte reiste schon, da wusste er noch gar nicht, was Rockmusik ist. Sagte er einmal selbst. Allerdings reagiert Farin Urlaub heute ein wenig genervt, wenn Journalistenkollegen wie einer von der Welt seinen Namen allzu wörtlich nehmen wollen: Was der Künstler da mache, sei doch bestimmt kein Urlaub, sondern schon sehr bewusstes Reisen – zuletzt etwa nach Afrika. Ja, eh.

Foto: Farin Urlaub

Farin Urlaub war 19, als er sich seinen Künstlernamen in der U-Bahn ausgedacht hat. Jetzt, mit 47, legt er einen Doppelbildband über einen Kontinent vor, der die volle Reife eines Weit- und Weitergereisten belegt: Vor den aktuellen Bänden Unterwegs 3 und 4, die nur Afrika zum Inhalt haben, sind bereits Band 1 über Indien und Bhutan sowie Band 2 über Australien und Osttimor von ihm erschienen.

Foto: Farin Urlaub

Farin Urlaubsfotografien aus Afrika verfügen oft über subtilen Witz, und wie schon bei den beiden anderen Bildbänden scheint sein Geheimnis interessanter Momentaufnahmen darin zu liegen, dass er eben weder Urlauber auf der Suche nach Stimmungsbildern noch dokumentationswütiger Profifotograf ist. In jeder Situation abzudrücken, ist ihm peinlich, lieber fragt er respektvoll nach oder lässt es überhaupt bleiben. Was er dann dennoch auf Bildern verewigt, hält er für Motive, die allein der Moment ermöglicht hat und die hoffentlich neugierig auf Menschen und Orte machen.

Foto: Farin Urlaub

Für die beiden Bände über Afrika war der Autor zweimal auf dem Kontinent unterwegs: einmal vier Monate lang im Jahr 2009 in Nord- und Westafrika, und dann noch ein weiteres Mal sechs Monate im Jahr 2012 von Kamerun entlang der Westküste bis nach Äthiopien im Osten.

Foto: Farin Urlaub

Als Farin Urlaub im Jänner 2009 zu Beginn der ersten Reise mit seinem Jeep per Schiff von Spanien nach Algerien übersetzte, wurde er noch von seiner Schwester Julia begleitet. Und auch wenn er heute sagt, dass diese Reise aktuell aufgrund der Sicherheitslage gar nicht mehr möglich wäre, klingt der Aufbruch in den Maghreb noch nach fröhlichem Familienurlaub. Zumindest im Vergleich zur zweiten Reise.

Foto: Farin Urlaub

Diese hat in Kamerun damit begonnen, dass Urlaubs Auto bereits vor ihm im Hafen eingetroffen war – samt Pass und allen Visa, die er in der Folge benötigte. Im Vorfeld dieser zweiten Tour sprach Urlaub auch offen über seine Angst, die Reise überhaupt anzutreten, tat sie nachher in Interviews wieder als unbegründet ab und relativiert noch einmal: Afrika sei nur deshalb der spannendste Kontinent für Reisen, weil man so wenig vorausplanen kann. (Sascha Aumüller, 25.11.2015)