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Lichtsteiner verspricht gegen Österreich Besserung. Am Dienstag kann er das einlösen.

Foto: EPA/Kefalas

Wien – Das österreichische Fußballnationalteam ist Sonntagmittag wohlbehalten aus dem Trainingslager in Spanien heimgekehrt. Die Schweizer sind schon länger in Wien, ihr Kurzausflug am Freitag nach Trnava war eine ziemliche Unannehmlichkeit, der Test gegen die Slowakei wurde nach 0:3-Rückstand 2:3 verloren. Außenverteidiger Stephan Lichtsteiner fand harsche Worte: "Es war das schlechteste Spiel dieser Mannschaft seit Jahren. Zum Vergessen." Teamchef Vladimir Petkovic forderte für das Treffen am Dienstag im Happel-Stadion mit Österreich "mehr Mut, mehr Bewegung, mehr Leidenschaft, mehr Risikobereitschaft, mehr Kommunikation und ein höheres Tempo".

Lichtsteiner hat nicht nur ein sehr schlechtes Spiel, sondern auch bewegende Wochen hinter sich. Am 23. September streikte im Ligaspiel von Juventus gegen Frosinone der Körper. Der 31-Jährige klagte über Atemnot, wurde umgehend ins Spital gebracht. Die Ärzte diagnostizierten Herzrhythmusstörungen. Die Operation erfolgte Anfang Oktober, am 3. November gab der "Schweizer Express", wie er in Italien ob seiner dynamischen Flankenläufe genannt wird (damit kompensiert er kleinere Schwächen in der Defensive), mit einem wunderbaren Tor in der Champions League bei Borussia Mönchengladbach (1:1) sein Comeback.

Koller lobt Lichtsteiner

Lichtsteiner hatte seinen ersten Meistertitel 2003 mit Grasshoppers Zürich geholt. Sein Trainer damals: Marcel Koller. Der ÖFB-Teamchef sagt über seinen Ex-Schützling: "Ein fleißiger Spieler mit enormen Fähigkeiten."

"Ich plane von Periode zu Periode. Wichtig wird in erster Linie sein, wie es mir gesundheitlich geht", sagt Lichtsteiner, der seit 2011 für Juventus kickt. Sein Vertrag in Turin läuft bis 2017. Für die Schweizer "Nati" hat er bisher 78 Partien absolviert. "Jetzt geht es darum, die EM gut vorzubereiten. Dann schauen wir weiter."

Lichtsteiner ist mitunter verbal auffällig, im Frühjahr hatte der Rechtsverteidiger mit einer Aussage über verschwindende "Identifikationsfiguren" im Schweizer Fußball eine nationale Debatte über Spieler mit Migrationshintergrund ausgelöst. Auch mit dem gebürtigen Bosnier Petkovic gab es wegen dessen Kaderpolitik bereits die eine oder andere Reiberei. "Mir geht es nur darum, dass sich jeder mit dem Nationalteam identifizieren kann."

Die jüngste Diskussion um die bevorstehende Vertragsverlängerung des Teamchefs beeinflusse die Mannschaft aber nicht, versicherte Lichtsteiner. "Spekulationen gehören zum Business. Es ist wichtig, dass es für alle Parteien stimmt. Für den Coach, für den Verband, für die Mannschaft."

In den vergangenen acht Wochen hatte er also eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchlebt. "Im Vordergrund stand natürlich immer die Gesundheit. In einem solchen Moment ist man primär Ehemann, Familienvater, Sohn, Bruder und Freund", sagt Lichtsteiner. "Man macht sich natürlich Gedanken, was alles sein könnte. Eine OP am Herzen birgt immer ein gewisses Restrisiko." Nun konzentriere er sich wieder voll auf den Fußball. "Österreich ist sehr stark." (red, APA, 15.11.2015)