Hebron – Zwei Tage nach einem tödlichen Anschlag auf einen israelischen Siedler und dessen Sohn ist am Sonntag in Hebron ein palästinensischer Tatverdächtiger gefasst worden. Es handle sich um ein Mitglied der radikalen Palästinenserorganisation "Islamischer Jihad", sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu.

"In Israel wie in Frankreich – Terror ist Terror", sagte der Regierungschef. "Wer dahintersteht, sind der radikale Islam und sein Wille, seine Opfer zu zerstören." Ein 40-jähriger Rabbiner und dessen 18-jähriger Sohn waren am Freitag südlich von Hebron im Kugelhagel gestorben. Die Mutter und ein weiterer Sohn wurden verletzt, drei Töchter erlitten einen Schock.

Israelische Sicherheitskräfte zerstörten unterdessen die Häuser von vier mutmaßlichen palästinensischen Attentätern im besetzten Westjordanland. Nach übereinstimmenden Angaben von israelischer und palästinensischer Seite fanden die Abrisse in der Nacht auf Samstag statt.

Zusammenstöße nach Zerstörungen

Die israelische Armee zerstörte nach eigenen Angaben in Nablus im nördlichen Westjordanland die Häuser von drei Palästinensern, denen der Mord an einem Siedlerpaar Anfang Oktober vorgeworfen wird. In Silwad nordöstlich von Ramallah wurde zudem das Haus eines Palästinensers zerstört, der im Juni an einer von Siedlern genutzten Straße einen Autofahrer erschossen haben soll. Die palästinensischen Sicherheitskräfte bestätigten, dass in Nablus die Häuser von drei Hamas-Mitgliedern abgerissen wurden.

Nach den Zerstörungen gab es Zusammenstöße zwischen palästinensischen Demonstranten und der israelischen Armee. Israel reagiert nach Angriffen auf Landsleute immer wieder mit der Zerstörung von Häusern oder Wohnungen der mutmaßlichen Attentäter, auch wenn diese selbst bei den Anschlägen umgekommen sind.

Die Aktionen sind umstritten, weil sie als Kollektivstrafe gegen die Familien der Tatverdächtigen gelten. Außerdem ergab eine Studie der Armee, dass sie statt Abschreckung nur neue Gewalt provozieren. Die Strafabrisse gelten deshalb mehr als innenpolitische Geste in Richtung der israelischen Öffentlichkeit.

Seit Anfang Oktober ist die Lage vor allem im besetzten Westjordanland und in Jerusalem äußert angespannt, es gab zahlreiche Attacken von Palästinensern auf Israelis. Insgesamt wurden bei den Anschlägen bisher zwölf Israelis getötet. Im Zuge der Unruhen, die auch auf das Grenzgebiet zum palästinensischen Gazastreifen übergriffen, starben im gleichen Zeitraum etwa 80 Palästinenser. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter bei Dutzenden Angriffen mit Messern und in Einzelfällen auch Schusswaffen. (APA/dpa, 15.11.2015)