Bisher kannte man nur zwei Objekte, die man der Oortschen Wolke zuordnen kann. V774104 könnte sich als das dritte erweisen.

Illu.: NASA/ESA/G. Bacon/STScI

Entdeckt wurde V774104 mithilfe des Subaru-Teleskops auf dem Mauna-Kea-Observatorium in Hawai.

Foto: Scott Sheppard, Chad Trujillo, and David Tholen

Washington – Was US-Astronomen in rund 13,5 Milliarden Kilometer Entfernung erspäht haben, könnte sich als das bislang fernste jemals beobachtete Objekt unseres Sonnensystems erweisen: Scott Sheppard und seine Kollegen von der Carnegie Institution for Science in Washington DC konnten ein schwaches Schimmern in den äußeren Regionen unseres Sonnensystems als einen bisher unbekannten Zwergplaneten identifizieren.

Das Objekt mit der Katalognummer V774104 ist zwischen 500 und 1.000 Kilometer groß und momentan 103 Astronomische Einheiten (das entspricht der 103-fachen Distanz zwischen Erde und Sonne) von der Sonne entfernt. Damit bricht es einen Rekord: Der bisher fernste Zwergplanet Eris war bei seiner Entdeckung nur 97 Astronomische Einheiten weit weg. Ob es sich allerdings auch weiter von der Sonne fortbewegt, wie der im Jahr 2003 entdeckte Zwergplanet Sedna, bleibt abzuwarten: Sednas Umlaufbahn beschreibt eine langgestreckte Ellipse, die rein rechnerisch fast 1.000 Astronomische Einheiten ins All hinaus reicht.

Bewohner der Oortschen Wolke

Fakt ist jedenfalls, dass V774104 möglicherweise eine kaum erforschte Region des Sonnensystems bewohnt. Bisher weiß man nur wenig über den Bereich zwischen dem äußeren Rand des Kuipergürtels und den inneren Zonen der Oortschen Wolke, einer hypothetischen Ansammlung von mehreren hundert Milliarden Kometen, Asteroiden und Kleinplaneten, die das Sonnensystem wie eine Schale umschließt.

Nur zwei Objekte waren den Astronomen bisher bekannt, deren Umlaufbahnen bis in die Oortsche Wolke hinaus reichen: Sedna und das etwa 450 Kilometer große Himmelskörper 2012 VP113. Nachdem die Bahndaten zum nun entdeckten V774104 noch weitgehend unvollständig sind, könnte es sich bei ihm aber auch um ein klassisches Kuipergürtel-Objekt wie Eris oder Pluto handeln, was es für die astronomische Forschung nicht ganz so aufregend macht. Weiter Beobachtungen mit den Magellan-Teleskopen am Las Campanas-Observatorium in Chile sollen nun dabei helfen, den exakten Orbit von dem fernen Brocken zu bestimmen. (red, 15. 11. 2015)