Bild nicht mehr verfügbar.

Diese Anzahl der Kinder, die an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, sagt Diabetes-Expertin Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien.

Foto: Reuters/KAI PFAFFENBACH

Wien/Leipzig – Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der es zur Zerstörung der Betazellen und zum absoluten Insulinmangel kommt. Der Auslöser dafür ist nach wie vor unbekannt. Kinder sind ebenso betroffen wie Erwachsene. "Schon Neugeborene können daran erkranken", sagt Wieland Kiess von der Uniklinik Leipzig. Besorgniserregend finden österreichische und deutsche Mediziner, dass immer häufiger Kinder an Diabetes Typ 1 leiden.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie, an der Ärzte und Wissenschaftler aus Dresden Karlsburg, Düsseldorf, Tübingen und Leipzig beteiligt waren, kommt zu folgendem Ergebnis: Im Vergleich der Jahreszeiträume 1999 bis 2003 und 2004 bis 2008 hat sich die Rate der an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankten Kinder im Alter bis zu 14 Jahren um 18 Prozent erhöht.

Noch deutlicher sind die Befunde, die für Österreich existieren: "Pro Jahr gibt es zwischen 250 und 300 Neuerkrankungen unter 15 Jahren. Diese Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt", sagt Alexandra Kautzky-Willer von der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Med-Uni Wien.

Unbekannte Ursache

Die konkreten Gründe für den Anstieg der Erkrankungen bei Kindern sind noch unerforscht. Die Mediziner gehen davon aus, dass neben der genetischen Prädisposition vor allem Infektionen und Umwelteinflüsse, aber möglicherweise auch eine veränderte Darmflora eine zentrale Rolle bei der Krankheitsentwicklung spielen.

Wieland Kiess konnte an Diabetes-Typ-1-Erkrankten feststellen, dass sie bestimmte genetische Risiken haben und dazu öfters mit einem speziellen Virus zu kämpfen hatten: Dem Coxsackie-B-Virus, der als Auslöser für Grippe-ähnliche Symptome bekannt ist.

Der Mediziner ist der Meinung, dass dieses Virus an der Entstehung von Diabetes mellitus Typ 1 beteiligt ist. "Das menschliche Immunsystem wehrt sich gegen Coxsackie-B und schießt sozusagen völlig übers Ziel hinaus, indem es auch gegen die eigene Bauchspeicheldrüse vorgeht", sagt Kiess.

Mögliche Symptome

Wenn ein Kind sehr großen Durst und sehr starken Harndrang hat, stark an Gewicht verliert und über Müdigkeit klagt, können das erste Anzeichen für einen deutlichen Insulinmangel sein. "Dann sollte man schleunigst zum Blutzuckertest beziehungsweise zum Facharzt", rät Diabetes-Expertin Kautzky-Willer. "So kann schweren gefährlichen Stoffwechselentgleisungen vorgebeugt werden. Denn je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird desto besser lassen sich Komplikationen vermeiden." (gueb, 12.11.2015)